Friedrich III. 1440—1493. 77
Türkenkriege. Da sein Sohn Ladislaus erst nach des Vaters Tode
geboren wurde (Postümus), so wurde Albrechts Vetter Friedrich,
Herzog von Steiermark, zum Kaiser erhoben.
Friedrich III. oder IV. 1) 1440—1493. [Machtlosigkeit des
Reiches.] Die lange Regierung dieses bedächtigen und stumpfen Fürsten,
der nur für die Mehrung seiner Hausmacht Sinn hatte 2), brachte das Reich
an den Rand des Untergangs. Im Innern tobten wieder, wie zur Zeit
des Faustrechts, zahlreiche größere und kleinere Fehden 3); an den Grenzen
erhoben sich gefährliche Feinde, denen mehrere mit dem Reiche verbundene
Länder in die Hände sielen; das Papsttumt) endlich stand beim Aus-
gange des Baseler Konzils mächtiger denn je da, ohne daß es zu
einer Reform der Kirche an Haupt und Gliedern gekommen wäre.
1. Die habsburgische Hausmacht. Friedrich konnte nicht
einmal seine Erbländer behaupten. Nach dem Tode des Ladislaus
Postümus (1457) beriefen nämlich sowohl die Böhmen als auch
die Ungarn aus Haß gegen die Deutschen einheimische, übrigens
ausgezeichnete Männer auf den Thron: die Böhmen ihren hussitischen
Gubernator Georg Pödiebrad (C 1471), die Ungarn den Sohn
ihres frühern Reichsverwesers, Matthias Korvlinus (C1490).
Beide Länder gelangten rechtlich erst 1526 an die Habsburger zu-
rück 5). Friedrich III. wurde 1485 durch Matthias Korvinus sogar aus
Österreich vertrieben, und erst nach dessen Tode vereinigte des Kaisers
Sohn Maximilian wieder alle erzherzoglich-österreichischen Länder F).
1) Wenn man Friedrich den Schönen als Friedrich III. zählt, so ist
Albrechts Nachfolger Friedrich IV.
2) Sein Siegelring enthielt die Vokale A. E. I. O. U. (Austriae est im-
perare orbi universo), welche bedeuten: „An ÖOsterreich ist es, den ganzen Erd-
kreis zu beherrschen.“
3) Es seien nur erwähnt: 1. die Soester ssohster! Fehde (1444), in der
die Stadt Soest ihre freie Stellung dem Erzbischof von Köln gegenüber behauptete;
und 2. der sächsische Prinzenraub (1455), den der Ritter Kunz von Kauf-
fungen an den kursächsischen Prinzen Ernst und Albrecht verübte.
4) In kirchlicher Beziehung stand Friedrich III. ganz unter dem Einflusse
seines gewandten Geheimschreibers und Diplomaten Aneas Sylvius, der als
Pius II. 1458—1464 Papst war.
5) Nachdem in beiden Ländern 1. Wladislaw (Sohn Kasimirs IV. von
Polen) bis 1516 und 2. sein Sohn Ludwig II. bis 1526 regiert hatten.
6) Der Titel „Erzherzog“ kam schon 1359 auf, wurde aber erst von
Friedrich III. 1453 förmlich eingeführt; er sollte ein Ersatz für den Kurfürstentitel
sein, da ja Osterreich nicht zu den Kurländern gehörte.