88 Die Reformation bis zum Reichstage in Augsburg 1530.
von Sickingen, Karls V. kühner Feldhauptmann, und Ulrich von
Hutten, ein humanistisch gebildeter Ritter, starben beide 1523, jener
nach einer schweren Verwundung auf seiner Burg Landstuhl in der
Pfalz, dieser an den Folgen seines unregelmäßigen Lebens auf der
Insel Ufnau im Züricher See.
3. Die Städte. Auch die Städte traten zum großen Teile
der neuen Lehre bei, oft freilich unter den heftigsten Kämpfen der
Zünfte gegen die Patrizier und die Geistlichkeit. Hierher gehören:
Nürnberg, Straßburg, Ulm, Magdeburg, Bremen, Hamburg, Lübeck.
Dagegen blieb z. B. Köln katholisch.
4. Die Bauern. Die Bauern endlich wandten sich ebenfalls
der Sache Luthers zu, erregten aber bald seinen heftigen Unwillen, als
sie sich gegen ihre Herren erhoben, um in dem sogenannten Bauern-
kriege 1524—1525 ihre Freiheit und allerlei soziale Vorteile zu er-
kämpfen. Die Bewegung verbreitete sich über ganz Süddeutschland
und bis nach Thüringen hin und wurde durch die Wiedertäufer
unterstützt. Die Bauern verlangten zunächst in den 12 Artikeln
nichts allzu Unbilliges, wie Milderung des Zehnten, Befreiung aus
der Hörigkeit und Wahl der Pfarrer durch die Gemeinden; später
aber gerieten sie immer mehr auf Abwege und hausten unter ihren
z. T. adligen Führern, wie Götz von Berlichingen „mit der eisernen
Hand“, in wahrhaft mörderischer Weise. Luther selbst riet jetzt in
seinem Aufruf „wider die räuberischen und mörderischen Bauern“ den
Herren zu schonungslosem Vorgehen gegen die Aufrührer. Nun wurden
die süddeutschen Bauern bei Königshofen (südwestlich von Würzburg)
und die thüringischen bei Frankenhausen ) (in Schwarzburg-
Rudolstadt) besiegt, und ihre Lage gestaltete sich seitdem nur noch
schlimmer, da sie hier und dort auch den Schutz der Kirche verloren.
[Die Reichstage zu Speier 1526 und 1529.] Karl V.
lag damals im Kriege gegen Frankreich und die Türken; um sich
also nicht auch noch die Anhänger Luthers zu Feinden zu machen,
verzichtete er lieber auf die Durchführung des Wormser Edikts und
stimmte 1526 dem milden Reichstagsbeschluß von Speier zu: „jeder
Reichsstand solle sich in religiösen Dingen verhalten, wie er es vor
Gott und Kaiserlicher Majestät verantworten könne“. Infolgedessen
1) Hier fiel Thomas Münzer, der als „Prophet“ in Mühlhausen ein
neues christliches Reich gründen wollte.