Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Zweiter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen. (2)

Die Askanier. 13 
Interregnums (1256—1273) eine furchtbare Gestalt annahm, er- 
reichten die Marken unter der Regierung des Brüderpaares 
Johann Il. und Otto III. (um 1250) ihre schönste innere Blüte. 
Der Grund für diese merkwürdige Erscheinung liegt in den zweck- 
mäßigen Einrichtungen, die die askanischen Fürsten getroffen hatten: 
1. Über das ganze Land wurde ein Netz von Burgen ge- 
breitet; in diese legte man eine angemessene Anzahl von Kriegs- 
leuten, Rittern und Knappen, die mit Lehngütern ausgestattet 
wurden. In den wichtigeren Burgen (etwa 30 an der Zahl) saß 
ein Vogt, der die Aufsicht über die markgräflichen Güter, über 
die Abgaben (siehe weiterhin), über alle in der Vogtei angesessenen 
Kriegsleute und über das Rechtswesen hatte. 
2. Mit der vorgefundenen slawischen Bevölkerung ver- 
fuhr man sehr milde; sie sank keineswegs in Leibeigenschaft, sondern 
diente entweder als Tagelöhner auf den Ritterhufen oder trieb Vieh- 
zucht, Fischerei und Jagd. Manche Slawen blieben auch in eigener 
Wirtschaft und zahlten dann an den Landesherrn den Zehnten und 
einen Grundzins. Vermischungen mit den deutschen Ansiedlern 
kamen nicht vor. 
3. Die größte Zahl der Bewohner bildeten sehr bald die massen- 
weise eingewanderten freien Bauern, teils Sacksen, teils 
Niederländer oder Fläminger. Ein Unternehmer kaufte die künftige 
Dorfflur, gab sie an eine Anzahl Ansiedler aus und erhielt selbst 
das Schulzenamt des Dorfes als erbliches Lehn. Er selbst hatte 
ein Pferd für den Militärdienst zu stellen, führte den Vorsitz im 
Schöffengerichte und nahm die landesherrlichen Abgaben (den 
Zehnten und den Grundzins) der Bauern in Empfang. Die 
Ritter und Knappen mußten persönlich den Kriegsdienst leisten, 
der Bauer lebte dagegen seinem Gewerbe und zahlte seine Ab- 
gaben. 
4. Nach kleineren Anfängen unter Albrecht dem Bären 
folgte dann unter der gemeinsamen Regierung Johanns l. und 
Ottos III. eine große Zahl von neuen Stadtanlagen. Die 
slawischen Städte waren nur größere Dörfer gewesen, die 
deutschen dagegen entstanden zwar in ähnlicher Weise wie die 
Dörfer, erhielten aber sogleich eine eigenartige Verfassung. Denn 
neben dem Vogte und dem Schultheißen (Schulzen), die vom 
Landesherrn eingesetzt wurden, wählten die freien Bürger aus ihrer
	        
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