Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Zweiter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen. (2)

86. 
14 Die Askanier. 
Mitte die Ratmannen und die Gerichtsschöffen; und es 
dauerte nicht lange, so erwarben sie auch alle obrigkeitlichen Befug— 
nisse und damit die volle Selbständigkeit, nur daß sie dem 
Landesherrn den Zins zahlten). 
5. Für die Verbreitung des Christentums trugen außer den drei 
Bischofssitzen (Brandenburg, Havelberg und Lebüs) die zahl- 
reichen Klöster Sorge, namentlich Lehnin und Chorin, die 
dem Orden der Zisterzienser angehörten und neben ihrer geistlichen 
Tätigkeit überall Musterwirtschaften für den Landbau einrichteten. 
Denn Bischöfe und Abte waren ebenso wie die Ritter Vasallen des 
Landesherrn, also auch mit Lehngütern ausgestattet. 
[Die Landstände.] Gegen das Ende der askanischen Herr- 
schaft ging aber eine wesentliche Veränderung dieser einfachen 
Verhältnisse vor sich. Die häufigen Kriege und die kostspielige Hof- 
haltung der oft zahlreichen markgräflichen Familie nötigten nämlich 
den Markgrafen, zuweilen sogenannte Beden (potitio, Bitte), 
d. h. außerordentliche Abgaben, einzufordern. Diese Beden wurden 
zwar im Jahre 1280 genau geregelt und bildeten eine Hauptein- 
nahme der Landesherren, aber diese verpflichteten sich dafür zu be- 
deutenden Zugeständnissen, namentlich dazu, außer der ge- 
wöhnlichen Bede fernerhin nur auf den Rat „der Angesehensten 
und Mächtigsten im Lande“ eine besondere Bede zu er- 
heben. Unter den Angesehensten und Mächtigsten sind aber die 
Stände der Geistlichen, der Ritter und der Städte 
verstanden, deren Vorrechte immer zahlreicher werden mußten, je 
mehr sich die in steter Geldverlegenheit befindlichen Markgrafen ge- 
zwungen sahen, allerlei Rechte, selbst das Bederecht, zu verpfänden 
oder zu verkaufen. Schließlich kam es dahin, daß jeder Junker in 
seinem Dorfe, jeder Abt in seinen „Gottesgütern“, jede Stadt in 
ihrem Weichbilde es zu einer Art Selbstherrlichkeit brachte und „sich 
selber Obrigkeit genug“ war. 
Waldemar 1307—1319. [Ausgang der Askanier.] 
In dem Augenblick höchsten äüußern Glanzes erlosch das askanische 
Geschlecht. Der letzte Markgraf, Waldemar, dehnte seinen Ein- 
fluß bis an die Weichsel aus, und nur die Erkenntnis, daß er sich 
dort nicht behaupten könne, veranlaßte ihn 1310, die Gebiete von 
Danzig, Dirschau und Schwäétz für 10 000 Mark Silber an 
9 Über die Entwicklung des deutschen Städtewesens s. Teil 1 § 49. 
 
	        
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