Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Zweiter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen. (2)

8 16. 
30 Geschichte Preußens. 
Schwertbrüder dieses Land in seine Gewalt gebracht. Der 
neue Orden entartete aber bald und wurde unter der Mitwirkung 
des Papstes (schon 1237) dem Deutschen Ritterorden einverleibt. 
[Verfassung des Ordenslandes.] Das euoberte 
Land wurde in der Blütezeit des Ordens von etwa 1000 Deutsch- 
rittern regiert. An der Spitze der gesamten Verwaltung stand der 
Hochmeister, der mit den höchsten Beamten, den Großen 
Gebietigern, seit 1309 auf der prächtigen Marienburg 
(an der Nogat) Wohnung nahm. Ihm waren etwa 30 Kom- 
turet) untergeordnet, die, von einem Konvente umgeben, auf 
den Ordensburgen lebten und kleinere Landesteile verwalteten. 
Obwohl die Einkünfte aus dem Zins der Untertanen und dem 
schwunghaft betriebenen Großhandel sehr beträchtlich waren, so 
herrschte doch unter den Ordensrittern eine strenge, klösterliche Zucht. 
Zu den Untertanen, die infolge der starken Einwanderung 
aus dem Reiche bald größtenteils Deutsche waren, gehörten: 1. die 
Freien, teils deutsche weltliche Ritter, teils dem Orden treu er- 
gebene Preußen; sie erhielten Lehngüter und leisteten dafür Kriegs- 
dienste zu Roß; aus ihnen entwickelte sich später der Landadel: 
2. die deutschen Bürger, die in ihren Städten große Selb- 
ständigkeit genossen; 3. die deutschen Bauern, die dem Orden 
ebenso wie die Bürger nur einen mäßigen Zins zahlten; 4. die 
preußischen Bauern, die dem Orden den Zehnten gaben und 
zu vielerlei Diensten verpflichtet, jedoch nicht völlig leibeigen waren; 
ihre Sprache ist erst um 1600 erloschen. Der Orden besetzte 5. bald 
auch die Bischofstühles) Preußens mit Ausnahme des von 
Ermeland. Zwischen den Untertanen und der Ordensregierung 
bestand in der guten Zeit das beste Einvernehmen, und während 
im Reiche zwischen Rittern und Städten zahlreiche Fehden aus- 
gefochten wurden, fand man im „neuen Deutschland“ eine 
musterhafte Ordnung. 
[Blütezeit des Ordens 1309—1410.] Mit dem Ein- 
zuge des Hochmeisters Siegfried von Feuchtwangen in 
die Marienburg 1309 begann die Blütezeit des Ordens, die 
  
1) Komtur, zusammengezogen aus commendator (franz. Commandeur), 
— Befehlshaber. 
2:) Außer Ermeland (Warmien), dessen Bischofstuhl vom Papste besetzt 
wurde, waren es Kulm, Pomesanien und Samland.
	        
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