Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Zweiter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen. (2)

32 Geschichte Preußens. 
nicht mehr auf, und der Steuerdruck, der auf den Untertanen 
lastete, wurde immer unerträglicher. Städte und Ritter sahen in 
dem Orden fortan nur noch einen Fremdherrscher, zumal er keine 
Landeskinder in sich aufnahm. Beide verlangten Anteil an der 
Landesverwaltung, wie ihn in den anderen Ländern die Stände 
besaßen. Als ihre Forderungen nicht erfüllt wurden, schlossen sie 
1440 zu Marienburg den „preußischen Bund“ zu gemein— 
samem Schutz ihrer Rechte und Freiheiten und erklärten 1454 dem 
Orden den Krieg. Die Polen machten mit ihnen gemeinsame Sache 
und erzwangen nach furchtbar verwüstenden Heereszügen 1466 den 
zweiten Thorner Frieden, in dem der Orden 1. das später 
sogenannte Westpreußen (Pomerellen, Kulmer Land und Erme— 
land) an die Krone Polen abtreten mußte und 2. den Rest, also 
Ostpreußen, nur als abhängiges polnisches Teilfürstentum be— 
halten durfte. Teilnahmlos sahen Kaiser und Reich diesen traurigen 
Vorgang, durch den das deutsch gewordene Land den Polen über— 
antwortet wurde, mit an. Fortan siechte der zerrissene und zerstörte 
Ordensstaat in Jammer und Elend dahin. Es nützte auch nichts, 
daß er später deutsche Fürstensöhne zu Hochmeistern 
wählte, um einen Rückhalt im Deutschen Reiche zu finden. Denn 
es regte sich keine Hand für den Orden, und auch Ostpreußen wäre 
gänzlich an Polen verloren gegangen, wenn nicht Markgraf 
Albrecht von Brandenburg, der seit 1511 die hochmeister- 
liche Würde bekleidete, 1525 auf den Rat Luthers den Ordensstaat 
in ein weltliches, erbliches Herzogtum verwandelt hätte. 
„Denn aller Krieg und Zwiespalt zwischen Polen und Preußen ist 
aus dem Mangel eines rechten, regierenden, erblichen Fürsten des 
Landes Preußen entstanden.“ Der polnische König (Sigismund I. 
der Alte) gab nur mit Widerstreben unter der Bedingung nach, daß 
ihm der neue Herzog den Untertaneid leistete, beim Aussterben der 
männlichen Linie des Herzogshauses das Land an Polen fiele und 
Preußen im Kriegsfalle 100 gerüstete Reiter an Polen stellte. 
Albrecht führte nun sofort die Reformation einidg stiftete (1544) 
in Königsberg, wo die Hochmeister schon seit 1457 dauernd 
  
1) Nur wenige Ordensritter, die gegen diese Vorgänge Einspruch erhoben, 
zogen sich grollend nach Mergentheim (an der Tauber in Württemberg) 
zurück, wo der Deutschorden noch bis 1809 ein schattenhaftes Dasein führte. 
Napoleons Herrschaft machte ihm damals in den Rheinbundstaaten, aber nicht.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.