Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst. 37
Vertrag von Wehlau, worin er ebenfalls das Zugeständnis der
Souveränität in Preußen erhielt. Nach dem Tode Karl Gustavs
kam es dann zwischen Polen und Schweden 1660 zu dem Frieden
von Oliva (bbei Danzig), in dem auch der Wehlauer Vertrag
bestätigt wurde, Friedrich Wilhelm also bedingungslos die un-
abhängige Herrschaft über Ostpreußen behielt.
Ludwigs XIV. Raubkriege. [Erster Raubkrieg: gegen
Spanien 1667—1668.] Die damalige Ohnmacht des Deutschen
Reiches nutzte vor allem Ludwig XIV. von Frankreich (1643
bis 1715) aus, ein Herrscher, der Frankreich nach außen und im
Innern zum mächtigsten Staate Europas erhob, dabei aber so
rücksichtslos wie nur möglich verfuhr. Zunächst machte er nach dem
Tode seines Schwiegervaters, Philipps IV. von Spanien,
Ansprüche auf Teile der spanischen Niederlande. Er besetzte die
Franche Comté und andere Gebiete und würde diese Länder
für immer behalten haben, hätte nicht das benachbarte Holland
mit England und Schweden einen Dreibund (Tripelallianz)
geschlossen und ihn 1668 zum Frieden von Aachen genötigt,
worin er nur einen Teil Flanderns imit Lille) erhielt. Der
Friede war aber nur von kurzer Dauer. Denn Ludwig, über die
Dazwischenkunft Hollands aufs äußerste erbittert, zog England und
Schweden durch Jahrgelder und Versprechungen auf seine Seite und
begann 1672 den zweiten Raubkrieg.
[Zweiter Raubkrieg: gegen Holland 1672—1678.]
Der einzige Bundesgenosse Hollands war der Kurfürst, aber
dieser mußte, von französischer übermacht bedrängt, mit Ludwig
alsbald den Sonderfrieden von Vossem (dbei Brüssel)
schließen. Jetzt erst kamen Spanien, Kaiser Leopold I. und
das Deutsche Reich dem neuen Statthalter von Holland,
Wilhelm III. von Oranien, zu Hilfe, und auch der Kurfürst
konnte nun wieder als Vasall des Kaisers am Kriege teilnehmen.
Sein Heer war das schlagfertigste von der gesamten deutschen
Reichsarmee. Während aber die Franzosen zuerst unter Turenne,
dann unter Condé eine einheitliche militärische Leitung besaßen,
herrschte bei den Verbündeten Zerfahrenheit, und Leopold war
überhaupt nicht mit dem Herzen bei der Sache. So blieben die
Franzosen in den spanischen Niederlanden und am Rhein
im Vorteile. Die allgemeine Sehnsucht nach Ruhe führte endlich