Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Zweiter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen. (2)

Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst. 41 
Tauschmittels. Die Einnahmen des Staates flossen aus Staats— 
ländereien oder aus Steuern, die man fremden Völkern auferlegte. 
Aufkommen der Stadtwirtschaft im Mittelalter. [Gewerbe 
und Handel in den Händen freier Bürger. Geld. 
Zinsverbot.] Erst im Mittelalter kam neben der Haus— 
wirtschaft, die noch Jahrhundertelang auf dem Lande bei Grund— 
herren und Bauern fortbestand, in den Städten allmählich eine von 
freien Bürgern betriebene Stadtwirtschaft auf. In dieser 
arbeitete das Handwerk bereits über das nächste Bedürfnis hinaus 
für den Handel, und je mehr sich die Ansprüche des Käufers an die 
Güte der Arbeit steigerte, desto mehr ging das Handwerk in verschiedene 
Gewerbe auseinander. Es taten sich besondere Bäcker, Fleischer, 
Schuster, Weber, Schneider, Schmiede auf, und je mehr die Zahl der 
Marktorte wuchs, desto umfangreicher wurde auch der Handel, 
der dann infolge der Kreuzzüge sich bis zum Morgenlande erstreckte. 
Von dort her bezogen seitdem die Städte Italiens und Süddeutsch— 
lands regelmäßig ihre Waren und gelangten dadurch ebenso zu Reich— 
tum, wie etwas später die Hansestädte, die den alleinigen Groß— 
handel in Nordeuropa erwarben. — In der Hauswirtschaft herrschte 
noch lange Naturalwirtschaft vor, d. h. die natürlichen und 
gewerblichen Erzeugnisse wurden ohne Geld gegeneinander aus— 
getauscht. In der Stadtwirtschaft trat dagegen das Geld an die 
Stelle der Tauschwaren 1). Aber der Geldverkehr entwickelte sich 
verhältnismäßig langsam. Denn die christliche Kirche, die zwar im 
Gegensatz zu den antiken Anschauungen jede ehrliche Arbeit 
schätzen lehrte, glaubte doch, die Zeit, die man auf die Arbeit verwende, 
gehöre Gott, und hielt es daher für unwürdig, für eine Ware mehr 
als den Gebrauchswert zu nehmen. Sie sah also das Zins- 
nehmen als Wucher an und verbot es den Christen gänzlich. Indes 
in der Praxis ließ sich ein solches Verbot auf die Dauer nicht aufrecht 
erhalten, so daß in der zweiten Hälfte des Mittelalters nicht bloß 
Juden, sondern auch Christen bedeutende Geldgeschäfte machten. — 
Die Einnahmen der mittelalterlichen Staaten fielen mit denen der 
  
1) Das Geld ist deswegen ein brauchbareres Tauschmittel als z. B. Vieh, 
Felle, Getreide, Holz, Obst, weil es nicht verdirbt, teil- und wägbar und leicht 
versendbar ist, und weil man nur das zu kaufen braucht, was man gerade nötig 
hat, während man sonst oft auch Unbrauchbares „in den Kauf nehmen“ muß.
	        
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