Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Zweiter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen. (2)

48 Friedrich III. 
und kein großer Feldherr, aber das Ansehen des Hauses Branden— 
burg wußte er doch zu erhalten und durch die Erwerbung der preußi- 
schen Königskrone sowie durch die tatkräftige Förderung von Kunst 
und Wissenschaft beträchtlich zu vermehren. So verfolgte er trotz 
schwächlichen Körpers und geringerer Arbeitskraft immer hohe Ziele 
und zeigte stets große Absichten. Dabei war er von Natur gutmütig, 
wohlwollend und milde. Aber seine Hofhaltung kostete mehr, als 
die fast aller übrigen Hohenzollern, die sich gerade durch weise Spar- 
samkeit auszeichneten. 
a) Regierung nach außen. 
Ludwigs XIV. Raubkriege. [Ursachen zum dritten 
Raubkriege 1688—1697: die Reunionskammern.] Die 
Selbstsucht und der übermut Ludwigs XIV. waren durch die glück- 
lichen Erfolge der beiden ersten Raubkriege noch gewachsen. Als- 
bald nach dem Nimweger Frieden errichtete er bei den Parlamenten, 
d. h. Gerichtshöfen, zu Metz, Besancon, Breisach und Tournai (an 
der Schelde) sogenannte Reunionskammern (chambres de 
réunion), die geschichtlich nachweisen sollten, daß Frankreich infolge 
der Friedensschlüsse von Münster und Nimwegen noch Ansprüche 
auf viele Städte und Gebietsteile habe, die einst zu den abgetretenen 
Ländern (z. B. Elsaß, Franche Comté) gehört hätten. Ludwig zog 
die ihm von den Kammern bezeichneten Stücke sofort ein und 
schädigte dadurch Spanien, Holland, Pfalz-Zwei- 
brücken (und dadurch Schweden), sowie viele deutsche Reichs- 
fürsten. Ein Einspruch des deutschen Reichstages gegen diese Ge- 
walttätigkeit blieb ohne Wirkung. 
[Straßburg 1681 und die Türken vor Wien 1683.) 
Die Schmach des Deutschen Reiches war aber noch nicht voll. Lud- 
wig ließ nämlich 1681 mitten im Frieden auch die Freie Reichsstadt 
Straßburg einschließen und durch Louvois zur Ergebung 
zwingen. Eine französisch gesinnte Partei in der Stadt erleichterte 
den schändlichen Anschlag. Die Bürger ergaben sich ohne Schwert- 
streich, von Kaiser und Reich im Stiche gelassen. Selbst der Große 
Kurfürst riet trotz des Schimpfs, der Deutschland hierdurch an- 
getan war, zum Frieden mit Frankreich, da er bei der überaus be- 
drängten Lage des Reiches einen Krieg für verderblich hielt. Denn 
die Türken hatten schon ganz Ungarn erobert und waren unter 
ihrem Großwesir Kara Mustafa 1683 sogar bis nach Wien vor-
	        
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