Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Zweiter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen. (2)

Friedrich J. 55 
Hannover erhalten und Friedrich August J. der Starke 
von Sachsen 1697 als August II. den Königsthron von Polen 
bestiegen 1), während die Länder des brandenburgischen Kurfürsten 
doch auch ausgedehnt genug waren, um einen höheren Rang ein- 
zunehmen. 
[Der Kronvertrag 1700.] Friedrich III. suchte vor 
allem sich des Wiener Hofes zu vergewissern. Dann würden, 
glaubte er, die übrigen europäischen Staaten die Anerkennung nicht 
versagen. Deshalb erklärte er sich im sogenannten Kronvertrage 
vom 16. November 1700 bereit, den Kaiser während des Spanischen 
Erbfolgekrieges mit 8000 Mann zu unterstützen und bei etwaigen 
Kaiserwahlen nur das Haus Osterreich zu berücksichtigen. Dagegen 
verstand sich der Kaiser dazu, dem Kurfürsten die Rangerhöhung 
zu gestatten. Auch England und Holland zögerten nicht mit 
der Anerkennung, da der Spanische Krieg drohte und man des Kur- 
fürsten bedürftig war. Ebenso gaben die übrigen Staaten in den 
nächsten Jahren ihre Zustimmung, zuletzt Frankreich und 
Spanien im Frieden zu Utrecht. 
[Der Schwarze Adlerorden 17. Januar. Krö- 
mung in Königsberg 18. Januar 1701.] Der Kurfürst nahm 
den Namen und Titel „Friedrich I., König in Preußen“ an. 
Erst Friedrich der Große nannte sich „König von Preußen“, nach- 
dem er in der ersten polnischen Teilung (1772) auch Westpreußen er- 
worben hatte. Ferner beanspruchte Friedrich III. nicht für 
Brandenburg, sondern für Preußen die Königskrone, weil 
er in diesem Lande unumschränkter Herrscher, in jenem dagegen 
Vasall des Kaisers war. Trotzdem bezogen sich Titel und Rang 
auf alle Teile der Monarchie. — Einen Tag vor der feierlichen 
Krönung in Königsberg stiftete der König den Schwarzen 
Adlerorden mit der Inschrift „JDuum cuique“ und den Ab- 
zeichen des Lorbeers und des Blitzes, die Belohnung und Strafe 
bedeuten. Die Festlichkeiten am 18. Januar 1701 waren überaus 
glänzend. Der König setzte in einem Gemache des Schlosses sich 
selbst und seiner Gemahlin Sophie Charlotte die Krone 
auf und ließ danach sich und seine Gemahlin von zwei zu pro- 
testantischen Bischöfen ernannten Geistlichen in der Schloßkirche 
1) Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen war aus diesem 
Anlasse zur katholischen Kirche übergetreten. 
 
	        
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