72 Friedrich II. der Große.
reichischen Ansprüche wiederhergestellt wurde. In demselben Jahre
nahm auch der zweite Schlesische Krieg ein Ende. Nur die Fran—
zosen setzten noch die Kämpfe mit wechselndem Glück fort. Im
Frieden von Aachen (1748) erkannten dann alle Mächte die
Pragmatische Sanktion endgültig an, ließen also ihre Ansprüche auf
habsburgische Gebietsteile fallen. Preußen blieb jedoch im Besitze
Schlesiens.
Der zweite Schlesische Krieg 1744—1745. [Veranlassung.]
Die Veranlassung zum zweiten Kriege um Schlesien ist schon genannt
worden. Unter dem Vorwande, dem Kurfürsten von Bayern, der
zugleich deutscher Kaiser war, zu seinem Rechte zu verhelfen, rückte
Friedrich 1744 mit 80 000 Mann „kaiserlicher Hilfstruppen“, wie-
er sein Heer nannte, durch Sachsen in Böhmen ein.
11745: Hohenfriedberg, Soor, Kesselsdorf.] Das
Jahr 1744 verlief ohne Ergebnis für Friedrich. Er nahm zwar
Prag und andere Festungen, wurde aber durch Feldmarschall Traun
und die Feindseligkeit der Bevölkerung nach Schlesien zurückgedrängt.
Im nächsten Jahr — 1745 — erfocht er dagegen zwei glänzende
Siege über die vereinigten Österreicher und Sachsen: zuerst in
Schlesien bei Hohenfriedberg unweit Striegau, dann in
Böhmen bei Soor unfern Trautenau. Die Feinde ließen ihm
aber trotz der vorgeschrittenen Jahreszeit immer noch keine Ruhe:;
sie beabsichtigten einen Marsch auf Berlin. Diesem Plane kam nun
der König in zwiefacher Weise zuvor. Er selbst überfiel nämlich
die sächsische Reiterei bei Großhennersdorf (bei Görlitz), und
sein alter General, Leopold von Dessau, schlug am 15. Dezember die
Hauptmacht der Sachsen bei Kesselsdorf unfern von Dresden
so entscheidend, daß eine Fortsetzung des Krieges unmöglich wurde.
Es war die letzte große Waffentat des „alten Dessauers“. Zehn
Tage später kam es zu dem Frieden von Dresden, der die
Abmachungen des Breslau-Berliner Friedens bestätigte. Außerdem
erkannte Friedrich den Gemahl Maria Theresias, Franz I., als
Kaiser an 1), und Sachsen zahlte an Preußen drei Millionen Mark
Kriegskostenentschädigung.
1) Kaiser Franz l. (Stephan) war ursprünglich Herzog von Lothringen,
später Großherzog von Toskana. Mit ihm beginnt die lothringisch=
habsburgische (unechte habsburgische) Herrscherlinie in Osterreich, die noch
heute regiert.