Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Zweiter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen. (2)

Friedrich II. der Große. 75 
bietung bedeutender Kräfte vorzugehen gedachte. Friedrich kam 
seinen Gegnern wieder zuvor. Mit 100 000 Mann rückte er in 
Böhmen ein und trieb die Österreicher unter Karl von Loth- 
ringen und Browne bis vor Prag zurück. Hier entbrannte 
ein heißer Kampf, der mit einem glänzenden Siege für die Preußen 
endigte. Browne wurde schwer verwundet und starb bald darauf; 
aber auch Graf Schwerin fiel, ein großer Verlust für Friedrich! 
Während dieser Prag belagerte, wohin sich das kaiserliche Heer ge- 
rettet hatte, sammelte Feldmarschall Daun ein neues öster- 
reichisches Heer, dem Friedrich bis Kolin entgegenzog. Die 
geringere Truppenmacht und taktische Fehler seiner Generale ent- 
schieden aber gegen Friedrich: sein Heer wurde (18. Juni) völlig 
geschlagen und zum Teil gefangen genommen. Er selbst zog sich 
mit dem Reste nach Sachsen zurück. — Nicht lange darauf traf den 
König ein neuer Schlag: die Russen fielen unter dem Grafen 
Apraxin in Ostpreußen ein, schlugen den preußischen Feld- 
marschall von Lehwaldt bei Großjägersdorf zwischen 
Wehlau und Insterburg und hausten wie die Hunnen. — Schon 
vorher waren die Franzosen, 100 000 Mann stark, über den 
Rhein bis nach Westfalen vorgedrungen. Der englische General 
Herzog von Cumberland stellte sich ihnen an der Spitze 
deutscher Mietstruppen bei Hastenbeck (an der Weser) entgegen, 
gab aber die Schlacht zu früh verloren und zog sich nach der untern 
Elbe zurück, so daß Hannover und das ganze nordwestliche Deutsch- 
land den Franzosen in die Hände fiel. Ja Cumberland ging den 
schmählichen Vertrag von Kloster Zeven ein, wonach seine 
Truppen im Bremisch-Verdischen Quartiere beziehen und am 
Kampfe nicht mehr teilnehmen sollten. Erst das Ende des Jahres 
gestaltete sich freundlicher 1). Friedrich eilte von Sachsen her nach 
Thüringen. Mit etwa 20 000 Mann machte er am 5. November bei 
Roßbach einen Angriff auf den dreimal stärkern Feind. Das 
französische Südheer unter Prinz Soubise und die Reichsarmee 
standen ihm vereinigt gegenüber; aber nur jenes setzte dem Könige 
  
1) Im Oktober 1757 überfiel jedoch der Kroatengeneral Haddik die 
Stadt Berlin und erpreßte 540 000 M., mußte dann aber der Besatzung 
weichen. Im November erlitt auch Friedrichs Schwager, der Herzog von 
Braunschweig-Bevern, an der Lohe bei Breslau eine Niederlage, übergab diese 
Festung dem Feinde und geriet bald darauf in österreichische Gefangenschaft. 
Süden. 
Osten. 
Westen.
	        
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