8 Vorgeschichte der Mark Brandenburg.
Jomsburg, Julin, Vineta genannt) war ihr großer Handelsmarkt;
nach seiner Zerstörung durch die Dänen im 12. Jahrhundert wird
Stettin als bedeutendster Handelsplatz erwähnt. — Ursprüng-
lich kannten die Slawen keinen Ständeunterschied: sie saßen
vielmehr in kleinen Dorf= und Stadtgemeinden 1) unter gewählten
Altesten. Aber der Kampf gegen die Deutschen und das Christen-
tum zwang sie zu größeren Vereinigungen und zur Wahl von
Fürsten oder Herzögen, die dann weit herrischer als die bei
den deutschen Stämmen auftraten. — Ihre Religion bestand
in der Verehrung der Naturkräfte, namentlich des Lichts und des
Feuers; und wie durch dieses die Welt einerseits erleuchtet und
erwärmt, andrerseits verheert und zerstört wird, so faßten sie auch
die oberste Gottheit teils als gut, teils als böse auf 2). Aus dieser
Hauptgottheit leiteten sie dann viele andere Götter ab, so den
Radigast, der besonders in Rhetra (Mecklenburg) als Kriegs-
gott verehrt wurde, und den Swantewit, den Allgütigen und
Allwissenden, der zu Arköna auf Rügen einen berühmten Tempel
hatte. Ein hohes Ansehen genoß auch der dreiköpfige Triglaw,
dessen Tempel zu Stettin und Brandenburg als sehr kostbar be-
schrieben werden. Den Groll der Götter, die man zum Zeichen
ihrer übermenschlichen Kraft in riesenhafter Gestalt und mit mehreren
Gliedmaßen ausgestattet darstellte, suchte man durch Tier= und
Menschenopfer zu sühnen; Zeichendeuterei und Sehergaben
verliehen dem Priesterstande ein bedeutendes Ansehen.
Die Kämpfe der Deutschen mit den Slawen. [Die Karo-
linger und die Slawen.] Die Slawenstämme mögen sich
sehr bald mit den deutschen Nachbarn in Kämpfe eingelassen
haben. Sichere Nachrichten hierüber haben wir aber erst seit Karl
dem Großen, der nach Unterwerfung der Sachsen (772—803)
sowohl die Wilzen, als auch die Sorben zinspflichtig machte
und gegen sie Markgrafschaften errichtete. Eine solche Mark be-
fand sich in steter Kriegsbereitschaft und wurde an militärisch ge-
eigneten Stellen mit Burgen besetzt, aus denen später Städte, z. B.
Magdeburg, Halle und Erfurt, hervorgingen. Unter den
1) Die meisten Städte der Mark sind von den Slawen angelegt, wie
schon die Namen beweisen; auch die größere Zahl der Dörfer rührt von
ihnen her.
2) Der gute Gott ist Belbog, d. i. eigentlich weißer Gott, der böse
Gott ist Czernybog ltschernibogs, d. i. schwarzer Gott.