Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

42. 
100 Wilhelm II. 
heuchlerisch um Erhaltung des Friedens anriefen, hatten nur den 
Zweck, Zeit zu gewinnen und während dem die Rüstungen des Drei- 
verbands schleunigst zu beenden. 
Kriegserklärungen. [Sechs Staaten gegen zwei.] Als 
daher Wilhelm II. endlich Gewißheit von der Mobilmachung der 
gesamten russischen Streitmacht erhalten hatte, erklärte er am 1. 8. 14 
an Rußland den Krieg und bekundete damit zugleich seine 
Bundestreue für Osterreich-Ungarn. Gleichzeitig fragte er in Paris 
an, wie sich Frankreich zu einem deutsch-russischen Kriege stellen 
werde, und bekam darauf die ausweichende Antwort, Frankreich 
werde das tun, was sein Vorteil geböte. So blieb unserm Kaiser 
nichts übrig, als auch dem westlichen Nachbarn (3. 8.) den Krieg zu 
erklären, zumal schon vorher französische Truppen elsässische Ort- 
schaften besetzt hatten. Nunmehr warf England ebenfalls seine 
lügnerische Maske ab und erklärte (4. 8.) an Deutschland den Krieg 
unter dem nichtigen Vorwand, daß wir die Neutralität Belgiens 
verletzt hätten. In der Tat waren dort deutsche Truppen ein- 
marschiert, aber unser Reichskanzler hatte dem Lande völlige Schad- 
loshaltung zugesagt. Auch wurde uns sehr bald bekannt, daß 
Albert, König der Belgier, schon längst entschlossen war, den 
Weltkrieg auf seiten des Dreiverbands mitzumachen. In den 
nächsten Tagen folgten dann noch zahlreiche weitere Kriegs- 
erklärungen, und zwar Belgiens an Deutschland (4. 8.), Öster- 
reich-Ungarns an Rußland (6. 8.), Serbiens an Deutschland (6. 8.), 
Montenegros an Österreich-Ungarn (7. 8.), Frankreichs an Öster- 
reich-Ungarn (11. 8.), Montenegros an Deutschland (12. 8.) und 
Englands an Österreich-Ungarn (12. 8.). England, Frankreich und 
Rußland schlossen überdies unter sich den „Not= und Todvertrag“, 
in dem sie sich nur zu gleichzeitiger und gemeinsamer Beendigung 
des Krieges verpflichteten. 
[Beitritt der Japaner zum Dreiverband, der 
Türken zu den Mittelmächten.] England war von jeher 
gewöhnt, seine Festlandskriege womöglich durch andere Völker 
führen zu lassen. So wandte es sich auch diesmal mit Ver- 
sprechungen und Drohungen an alle noch übrigen Staaten Europas, 
an dem Kriege gegen die beiden Mittelmächte teilzunehmen. Es 
erregte dadurch überall, besonders in Portugal, Griechenland, Bul- 
garien und Rumänien große innere Unruhen. Aber keiner dieser
	        
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