Wilhelm II. 113
nahm man 110000 Mann gefangen und erbeutete fast 3000 Ge—
schütze sowie sonstiges „unübersehbares Kriegsmaterial“. Den
Russen blieben nur noch das stark befestigte Wilna sowie die
Festungen Grodno (am Njemen) und Brest-Litowsf als letzte
Zufluchtsorte übrig. Dorthin zogen sie sich also unter fortwähren-
den Kämpfen und schrecklichen Verwüstungen des ganzen Landes
zurück, verfolgt von unseren und österreichisch-ungarischen Armeen.
Prinz Leopold trieb sie in das Innere des Bjelowescher Forstes,
Mackensen gegen Brest-Litowst, das er mit den Brandenburgern
(26. 8.) erstürmte. Im September ergaben sich auch Grodno
und schließlich Wilna an Eichhorn. Eine Folge ihrer vielen
Niederlagen war, daß Nikolaus Nikolajewitsch den Oberbefehl
niederlegen mußte, den der Zar selbst (5. 9.) übernahm. Die Lage
der Russen besserte sich dadurch nicht. Wenn auch ihre Millionen=
heere teilweise noch erhalten waren, so wurden sie doch allmählich auf
eine Linie zurückgedrängt, die von Riga über Dünaburg fast in
genau südlicher Richtung mitten durch die Rofitno-Sümpfe
bis gegen Czernowitz stscher] hin verlief.
[Vergebliche Durchbruchsversuche im Westen.]
Die Hoffnung der Russen, durch französische und englische Angriffe
auf die deutsche Westfront wenigstens einigermaßen entlastet zu
werden, ging nicht in Erfüllung. Erst am 25. 9. 15 rafften sich ihre
Bundesgenossen zu einer allgemeinen „Offensive vom Meere
bis zuden Vogesen“ auf. Aber das grauenvolle siebzigstündige
Trommelfeuer und die darauf folgenden furchtbaren Schlachten brachten
ihnen nur in Artois und in der Champagne so geringe Erfolge, daß
diese in gar keinem Verhältnis zu den schweren Verlusten standen,
die sie erlitten. Ein zweiter Durchbruchsversuch im Oktober er-
lahmte ebenso wie der erste schon nach wenigen Tagen.
Der Krieg an den Dardanellen, in Italien und Serbien. 8 49.
[Vergebliches Ringen der Westmächte auf Galli-
poli, Italiens in den Alpen und am Isonzo.] Seit
Februar 15 landeten englische und französische Lastschiffe, begleitet
von zahlreichen Kriegsschiffen, etwa 200 000 Mann auf Gallipoli.
Sie sollten die Eroberung Konstantinopels zu Wasser und zu
Lande erzwingen. Aber sie erreichten ihr Ziel trotz der größten und
andauerndsten Anstrengungen nicht, sondern erlitten bei Sed ul
Bahr, Ari Burnu und Anaforta und am Eingange zu den
Jaenicke, Deutsche und brandenburg.-preuß. Geschichte. III. 11. Aufl. 8