Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

Friedrich Wilhelm II. 17 
Der Nationalkonvent 1792—1795. [Hinrichtung des 
Königs 21. Januar 1793. Wohlfahrtsausschusß. 
Schreckensherrschaft.] In dem Nationalkonvent, 
der im September 1792 zusammentrat, erlangten die radikalsten 
Jakobiner 1) sehr bald die Oberhand; neben ihnen waren die Giron- 
disten jetzt die gemäßigten Umsturzmänner. Schon in der ersten 
Sitzung am 21. September wurde die Abschaffung des König- 
tums und die Aufrichtung der Republik beschlossen. Nun 
war es auch um Ludwig XVI. oder, wie man ihn jetzt höhnisch 
nannte, Louis Kapet?) geschehen: er wurde unter Anklage wegen 
Staatsverrats gestellt, und das Urteil lautete auf sofortige Hin- 
richtung, die wirklich am 21. Januar 1793 auf öffentlichem Platze 
vollzogen wurde. Die grauenvolle Bluttat, begangen an dem milden 
Könige, dessen einzige Schuld vielleicht in seiner übermäßigen 
Schwäche bestand, war zwar das Werk einer kleinen Minderheit des 
Volkes, aber diese verstand doch einen solchen lähmenden Schrecken 
um sich zu verbreiten, daß die guten Bürger keinen Widerstand zu 
leisten wagten, vielmehr tatenlos zusahen. Die Schamlosigkeit erreichte 
jetzt ihren Höhepunkt. Die radikale Partei des Konvents riß alle 
Gewalt an sich, ernannte einen Wohlfahrtsausschuß von 
neun Mitgliedern aus ihrer Mitte und begann eine Schreckens- 
herrschaft, an deren Spitze Robespierre stand. In Paris 
und in fast allen Städten und Dörfern Frankreichs wurden zur Ab- 
urteilung aller „Verdächtigen“ Revolutionstribunale errichtet und 
ihre Todesurteile sofort vollstreckt. Die Königin Marie An- 
toinette und fast alle Girondisten fielen unter der Guil- 
lotine 3); der Kronprinz Ludwig (XVII.) starb 1795 im Temple 
unter der schmählichen Behandlung des Schusters Simon. Es gab 
  
1) Sie hießen in der Versammlung Bergpartei (la montagne, 
montagnards), weil die Sitzplätze, die sie einnahmen, etwas erhöht waren. 
Die Gemäßigteren hießen im Gegensatze hierzu Tal (la plainc). Auf den 
Tribünen herrschte der Straßenpöbel, die sogenannten Sansculotten, d. h. 
wörtlich: Leute ohne Kniehose (culotte). Die bei Hofe getragene Kniehose 
wurde nämlich damals durch die Volkstracht der langen Beinkleider 
verdrängt. 
2) So genannt nach dem frühern Königsgeschlechte der Kapetinger, von 
dem die Bourbonen abstammten. 
3) Es war dies eine Enthauptungsmaschine, die nach dem Arzte 
Guillotin benannt wurde, der ihre Anwendung empfahl und durchsetzte. 
Jaenicke, Deutsche und brandenburg.-preuß. Geschichte. III. 11. Aufl. 2
	        
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