Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

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20 Friedrich Wilhelm II. 
stört und nur teilweise die Keime neuer Lebensgestaltungen ein- 
gesenkt, die sich erst später allmählich weiter entwickeln sollten. 
d) Die ersten Revolutionskriege und die letzten Teilungen Polens. 
Der Feldzug in der Champagne 1792. [Ursache.] Darüber 
waren die Großmächte sehr bald einig, daß die Herstellung der Ord- 
nung und des Königtums in Frankreich für ganz Europa eine 
wichtige Sache sei. Zahlreiche französische Auswanderer, an der 
Spitze ein Bruder des Königs, Graf von Artois, schürten den 
Kriegseifer namentlich Österreichs und Preußens. Solange aber der 
friedliebende Kaiser Leopold II. lebte, wurden die Kriegs- 
rüstungen in ÖOsterreich nur lau betrieben, obwohl es doch galt, seine 
eigene Schwester Marie Antoinette vor dem äußersten zu schützen. 
Selbst eine Zusammenkunft Leopolds mit Friedrich Wilhelml I. 
zu Pillnitz (bei Dresden) 1791 hatte kein Ergebnis, wie eifrig 
auch der preußische König für den Krieg eintreten mochte. Da ge- 
langte in Paris die girondistische Partei zur Herrschaft, und diese 
zwang Ludwig XVI. zu einer Kriegserklärung gegen Osterreich, 
um vermittelst äußerer Erfolge desto sicherer die Umwälzung im 
Innern zu vollenden. Inzwischen war Leopold gestorben, so daß 
nunmehr sein Sohn Franz ll. im Bunde mit Preußen den 
Waffenkampf gegen Frankreich aufnehmen konnte. 
[Valmy; Jemappes.] Die Heere der Verbündeten rückten 
unter dem Herzog Karl Ferdinand von Braunschweig, 
dem Sieger in Holland (§ 1, 3), gegen die Champagne vor, 
nahmen Longwy und Verdun und besetzten die Engpässe des 
Argonnerwaldes, „die Thermophylen Frankreichs“. Aber 
die allzu große Bedächtigkeit des Führers, Mangel an Nahrung, naß- 
kaltes Wetter und eine Ruhrkrankheit zwangen sie nach der nutzlosen 
Kanonade von Valmy zur Rückkehr an den Rhein. Dagegen 
drangen jetzt die Franzosen ihrerseits an drei Stellen kräftig vor: 
der General Dumouriez besiegte die Österreicher bei Jemappes 
und zog in Brüssel ein; General Custine eroberte Mainz und 
Frankfurt a. M.; ein dritter General entriß dem Königreich 
Sardinien, wohin sich ebenfalls Emigranten geflüchtet hatten, die 
Landschaften Savoyen und Nizza. 
Die erste Koalition 1793—1797. [Veranlassung.] Diese 
Waffenerfolge, dazu die Hinrichtung Ludwigs XVI. und
	        
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