Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

Friedrich Wilhelm II. 21 
die bevorstehende Einverleibung Belgiens in Frankreich, die be— 
sonders England empfindlich treffen mußte, erregten ganz Europa. 
Fast alle Staaten taten sich zur ersten Koalition zusammen 
und erklärten der neuen Republik den Krieg. Aber diese hatte doch 
den Vorteil einheitlicher Leitung und auch den vortrefflicher 
Heere für sich. Denn Carnot, Mitglied des Wohlfahrts- 
ausschusses und einer der wenigen Männer des Konvents, die den 
blutigen Freveln ganz fern standen und sich durch Arbeitsamkeit und 
Redlichkeit auszeichneten, brachte durch sein allgemeines Aufgebot 
(leyée en masse) die gesamte Jugend Frankreichs vom 18. bis 
25. Lebensjahre unter die Waffen und ließ aus den Reihen der ge- 
meinen Krieger nach dem neuen Grundsatze, wonach nur Tüchtigkeit, 
nicht Geburt und Reichtum Geltung hatten, bald auch namhafte 
Feldherren hervorgehen. 
[Nördlicher Kriegsschauplatz: Neerwinden 1793. 
Fleurus 1794. Batavische Republik 1795.] Auf dem 
nördlichen Kriegsschauplatze schlugen die Österreicher unter dem 
Prinzen von Koburg zunächst den General Dumouriez 1793 bei 
Neerwinden und eroberten fast ganz Belgien zurück. Dumou- 
riez, der das französische Königtum gern wiederhergestellt hätte, 
unterhandelte in diesem Sinne mit dem Feinde, wurde aber von 
seinen eigenen Truppen im Stiche gelassen und floh zu den Öster- 
reichern. Im folgenden Jahre, 1794, wandte sich das Glück all- 
mählich auf die Seite der Franzosen: Jourdans Sieg bei Fleurus 
(Belgien) war zwar noch zweifelhaft, aber Pichegru drang im Winter 
über die gefrorenen Rheinarme in Holland ein, das schnell unter- 
worfen und 1795 in die Batavische Republik verwandelt 
wurde. 
[Ostlicher Kriegsschauplatz: Mainz 1793. 
Kaiserslautern 1793 und 1794. Friede zu Basel 
1 795.] Auch am mittlern Rhein trugen die Franzosen schließ- 
lich den Sieg davon. Die Preußen nahmen zwar 1793 Mainz zurück 
und fochten 1793 und 1794 dreimal glücklich bei Kaisers- 
lautern, aber Friedrich Wilhelm II. gab doch dem Rate seiner 
Minister nach und zog sich überhaupt vom Kriege zurück. Denn 
einen Vorteil von seiner Opferfreudigkeit hatten nur Rußland und 
OÖsterreich, die hinter seinem Rücken Ränke schmiedeten und sich auf 
seine Kosten in Polen bereichern wollten. So entschloß er sich 1795
	        
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