Friedrich Wilhelm II. 23
Jourdan und Moreau unmöglich geworden war. Schon hatte er den
Erzherzog Karl aus Kärnten zurückgedrängt, als er in Gefahr ge—
riet, von den Seiten her durch feindliche Heere umgangen zu werden.
Er knüpfte daher zu Leöben in Steiermark Verhandlungen an,
die ein halbes Jahr später, noch 1797, zum Frieden von Kam-
poförmio bbei Odine) führten.
[Friede von Kampoförmio 1797.1] Hierin verzichtete
Österreich auf Belgien und Mailand und erkannte die Zis-
alpinische Republik (in Oberitalien) und ebenso die Ligu-
rische Republik (Genua) als selbständige Staaten an, erhielt
aber als Ersatz Venetien bis zur Etsch nebst Istrien und Dalma-
tien. Außerdem verpflichtete es sich in einer geheimen Abmachung
jetzt ebenfalls, das ganze linke Rheinufer an Frankreich zu über-
lassen. Damit gab es also das Amt eines Hüters des Reiches auf
und machte sich desselben „Verrats“ an der Sache der Koalition
schuldig wie früher Preußen. England allein blieb im Kriege mit
Frankreich.
Die zweite Teilung Polens 1793. [Ursache. Konstitu-
tion.] In demselben Jahre, in dem sich das Schicksal Lud-
wigs XVI. vollendete, ging auch die Republik Polen ihrem
Ende entgegen. Hier hatte sich nämlich eine patriotische
Partei gebildet, die mit Österreichs Unterstützung (1791) eine
Verfassungsänderung durchsetzte. Danach sollte das libe-
Trum veto abgeschafft werden und an Stelle des Wahlreichs die Erb-
lichkeit des Kurhauses Sachsen treten. Der regierende König Stanis-
laus Poniatowski, der die Krone bis zu seinem Tode behalten durfte,
beschwor selbst die neue Verfassung. Die Russen dagegen, unter-
stützt durch ihre Partei in Polen selbst, wollten hiervon nichts
wissen, rückten in das Land ein und eroberten trotz des rühmlichen
Widerstandes der Patrioten unter Joseph Poniatowski, dem
Neffen des Königs, und Thaddäus Kosciuszko kkosch-
tschüschko) bei DubiEnka (am Bug) die Hauptstadt.
[Teilung zwischen Rußland und Preußen 1793.]
Jetzt hielt Friedrich Wilhelm II. die Zeit für gekommen,
mit Rußland einen Waffenbund zu schließen, der ihm auch einen
Anteil an Polen sichern sollte. Beide Mächte einigten sich noch
1793 dahin, daß Preußen außer Danzig und Thorn die Gouver-
nements Posen und Kalisch unter dem Namen Südpreußen, gegen
60 000 qkm und über 1 Million Einwohner, erhielt.