Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

34 Friedrich Wilhelm III. 
brunn (bei Wien) den Vorschlag machte, Preußen solle Ansbach an 
Bahern und Wesel an Murat (in Berg) abtreten, dafür aber Han— 
nover nehmen. Der König war, wenn auch schweren Herzens, da— 
mit einverstanden und besetzte sofort Hannover, geriet aber dadurch 
mit England in Krieg. Als nun Napoleon den Engländern gar 
noch die Rückgabe Hannovers in Aussicht stellte und das Verlangen 
Preußens, mit seinem Heere über den Rhein zurückzukehren, von sich 
wies, der Großherzog von Berg (Murat) auch widerrechtlich 
preußische Gebiete besetzt hielt, da gewann die preußische Kriegs— 
partei, voran die Königin Luise und Freiherr vom Stein, das 
entschiedene ÜUbergewicht, so daß Friedrich Wilhelm III. im August 
1806 sein Heer kriegsbereit machte. 
[Elender Zustand Preußens.] Preußen begann seinen 
Krieg im ungünstigsten Augenblicke: Österreich lag danieder, Ruß- 
land und England waren durch das lange Zaudern des Königs ge- 
reizt, letzteres auch noch infolge der Besetzung Hannovers durch 
preußische Truppen beleidigt. So stand Preußen fast allein da. 
Sein Heer, mangelhaft ausgerüstet und verpflegt, zählte immer 
noch viele Ausländer, die ohne innere Anteilnahme den Ereignissen 
gegenüberstanden. Die Offiziere waren durch Hochmut bei ihren 
Untergebenen vielfach verhaßt, großenteils auch zu alt und gebrech- 
lich und im Kriegswesen nicht fortgeschritten. Denn sie hielten 
immer noch an der Lineartaktik Friedrichs des Großen fest, während 
die Franzosen bereits die aufgelöste Fechtordnung handhabten. Dazu 
kamen noch der sittliche Rückgang des Volkes und die ungünstigen 
Finanzen des Staates. 
1806. [Saalfeld 10. Okt., Jena und Auerstädt 
1 4. Okt. 1806.] Während sich drei preußische Heere in 
Thüringen sammelten, rückte Napoleon mit französischen und 
rheinbündischen Truppen ohne Kriegserklärung über den Franken- 
wald. Die preußische Vorhut wurde am 10. Okt. bei Saalfeld 
zersprengt, ihr Führer, der kühne Prinz Louis Ferdinand von 
Preußen 1), im Reitergetümmel erstochen. Vier Tage später folgte 
die vernichtende Doppelschlacht bei Jena (und dem Dorfe Vier- 
zehnheiligen), wo Napoleon das Hauptheer unter dem Befehle des 
Prinzen Hohenlohe in die Flucht schlug, und bei Auerstädt, wo 
  
1) Siehe die Stammtafel der Hohenzollern.
	        
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