Friedrich Wilhelm III. 45
Oldenburg und Lauenburgund sogar Teile von Hannover
mit Frankreich. Um endlich seinem Hause durch die Verbindung
mit einem der alten europäischen Fürstengeschlechter den rechten
Glanz zu verleihen, löste er die kinderlose Ehe mit seiner Gemahlin
Josephine und vermählte sich 1810 mit Marie Luise, der
ältesten Tochter des Kaisers Franz I., die ihm seinen einzigen Sohn
gebar: Napoleon II., König von Rom. Sein Glück schien
jetzt vollkommen.
Napoleons Krieg gegen Rußland 1812. [Veranlassung.
Haltung Preußens und Österreichs.] Bald trat aber
eine Wendung ein. Alexander I. von Rußland empfand die
Freundschaft mit Napoleon nicht mehr als ein Glück, da sie ihm zu
schwere Opfer auferlegte: das Herzogtum Warschau war im
Wiener Frieden vergrößert worden und bedrohte dadurch seine West-
grenze; Oldenburg, dessen Herzog ein naher Verwandter von
ihm war, hatte Napoleon zu Frankreich geschlagen; die Handels-
sperre endlich fügte seinem Reiche den größten Schaden zu, weil
die russischen Rohprodukte meist nach England gegangen waren. Da
sich Napoleon auf Abstellung dieser Mißstände nicht einlassen wollte,
so entbrannte der Krieg. Außer England und Schweden
fand Alexander keinen Bundesgenossen. Denn der König von
Preußen, der dem Herzen nach zwar mehr zu Rußland als zu
Frankreich neigte, bot, durch die Verhältnisse gezwungen, diesem ein
Bündnis an, und der Kaiser von OÖsterreich stellte sich aus ver-
wandtschaftlichen Rücksichten ebenfalls auf die Seite Napoleons.
[Der Krieg bis zum Brande von Moskau.] Napo-
leon brachte ein Heer zusammen, wie es bis dahin in Europa noch
nicht gesehen worden war. Außer den französischen Truppen um-
faßte es gegen 100 000 Rheinbündler, 40 000 Osterreicher, 20 000
Preußen, ferner Polen und Italiener, im ganzen etwa eine halbe
Million. Auf dem linken Flügel, an der Ostsee entlang, marschierten
die Preußen unter dem Oberbefehle des Marschalls Macdonald,
auf dem rechten die Österreicher unter dem Fürsten Schwarzen-
berg, der in Wolhynien vordrang. Die Russen, anfangs unter
Barklay de Tolly, einem Livländer von schottischer Herkunft,
suchten einer Schlacht möglichst auszuweichen, die Franzosen immer
tiefer in das Innere zu locken und ihnen in den verwüsteten und ver-
lassenen Gegenden den Untergang zu bereiten. Aber sie verloren