Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

Friedrich Wilhelm III. 47 
dem russischen General Diebitsch in der Poscherunschen Mühle 
bei Tauroggen einen Vertrag, wonach das preußische Heer an 
dem Kampfe nicht mehr teilnehmen sollte. Es war eine beispiellose 
Kühnheit, hinter dem Rücken des Königs mit dem Feinde ein Bünd— 
nis anzubahnen! Friedrich Wilhelm III. versagte ihm daher auch 
die öffentliche Bestätigung und entsetzte Dork seines Kommandos, 
gab es ihm aber bald wieder zurück, als auch er sich entschlossen hatte, 
mit Frankreich zu brechen. 
[Erhebung in Preußen. Vertrag von Kalisch 
1813.] Schon bereitete Ostpreußen, wo man den Druck der 
Franzosen am schwersten zu tragen hatte, eine allgemeine Volks- 
erhebung vor1). Der König selbst eilte gegen Ende Januar 1813 
von Potsdam nach Breslau, um von den Franzosen weniger be- 
obachtet zu sein, erließ am 3. Februar die Freiwilligen- 
ordnung, wonach bei jedem Regiment eine Kompanie oder 
Schwadron junger gebildeter Leute mit eigener Ausrüstung und 
Verpflegung errichtet wurde 2), und sandte Scharnhorst in das 
russische Hauptquartier nach Kalisch, wo Ende Februar ein 
Bundesvertrag zustande kam. Danach versprach der Zar 
150 000 Mann und Friedrich Wilhelm III. 80 000 Mann für den 
Krieg gegen Frankreich zu stellen. Außerdem sagte der Zar seinem 
Bundesgenossen für den Fall des Sieges die alte Zahl der Quadrat- 
meilen und Einwohner, zusammenhängendes Gebiet in Norddeutsch- 
land, und die Schutzherrschaft über Norddeutschland zu. 
[Die preußische Opferfreudigkeit. Das Eiserne 
Kreuz 10. März.] Der glückliche Erfolg des Befreiungskampfes 
wurde jedoch nur ermöglicht durch die nie dagewesene Opfer- 
freudigkeit des preußischen Volkes und durch die Neuordnung 
des preußischen Staatswesens und des preußischen Heeres. 
Das Volk war infolge der verliehenen Freiheiten wie umgewandelt. 
Es erwachte jetzt erst wie aus einem Traum und wurde von einer 
  
1) Der Freiherr vom Stein übernahm im Auftrage des Zaren die Ver- 
waltung der Provinz und setzte, namentlich vom Regierungspräsidenten von 
Schön in Gumbinnen unterstützt, alle Kräfte des Landes für den Krieg gegen 
Frankreich in Bewegung. 
2) Hieraus entwickelte sich später die Einrichtung der Einjährig- 
Freiwilligen, die nicht mehr zu einer Kompanie oder Schwadron ver- 
einigt, sondern in kleinerer Anzahl in alle Kompanien oder Schwadronen ein- 
gestellt werden.
	        
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