56 Friedrich Wilhelm III.
preußische, englische und holländische Truppen in voller
Kriegsbereitschaft, sie wurden jetzt verstärkt und unter den Ober—
befehl Blüchers und Wellingtons gestellt. Denn Napoleon
ließ nicht lange auf sich warten. Er eilte nach Belgien, warf sich am
16. Juni bei Lignyauf Blüchers Heer und zwang es nach tapferster
Gegenwehr zum Rückzuge. Blücher selbst geriet durch den Sturz
seines Pferdes in große Gefahr. An demselben Tage fand ader
bei Quatrebras, wenige Stunden nordwestlich von Ligny,
zwischen Marschall Ney und Wellington ein Treffen statt, das für die
Verbündeten durchaus glücklich endete 1). Am 18. Juni erfolgte
dann der Hauptzusammenstoß der feindlichen Massen bei Belle-
Alliance und Waterloo. Bis um 4 Uhr hatte Wellington mit
seinen Truppen dem machtigen Angriffe der Franzosen allein stand-
gehalten, und schon war seine Lage äußerst gefährlich, da erschien
Blücher mit seinen ermatteten, aber begeisterten Mannschaften und
brachte die Entscheidung. Napoleon floh, ohne Hut und Degen
sich aufs Pferd werfend, nach Paris. Das sehr gelichtete Heer
wurde durch Gneisenau „bis zum letzten Hauch von Roß und Mann“
verfolgt und aufgerieben.
[Einnahme von Paris. Napoleons Absetzung.
Als Napoleon in Paris anlangte, wurde er von den Vertretern
des Volks zur Abdankung bewogen, und da er weder von
Frankreich noch von den Verbündeten etwas Gutes zu erwarten hatte,
flüchtete er nach Rochefort, um von dort auf einem britischen
Schiffe (dem Belleröphon) nach England zu entkommen. Er wurde
jedoch in Plymouth splimös!] gefangen genommen und auf Beschluß
der Verbündeten auf die Insel St. Helena verbannt, wo er aus
Gram über seinen Sturz und aus Arger über die unwürdige Be-
handlung durch den englischen Statthalter schon 1821 starb. Am
7. Juli besetzten Blücher und Wellington Paris, wo Lud-
wig XVIII. und zwei Tage darauf auch die drei Monarchen ihren
Einzug hielten.
[Zweiter Pariser Friede.] Nach langen Perhandlungen
kam endlich der zweite Pariser Friede zustande. Frankreich
erhielt hierin die Grenzen von 1790, trat unter anderm Saarlouis
und Saarbrücken an Preußen und Landau an Bayern ab, zahlte
1) In diesem Treffen fiel der § 18 Anm. erwähnte Herzog Friedrich
Wilhelm von Braunschweig.