58 Friedrich Wilhelm III.
Verfassungsfragen. [Verfassungen in den deutschen
Mittel= und Kleinstaaten, aber nicht in Österreich
und Preußen.] Ein anderer, durch die Revolution von 1789
angeregter Wunsch der Völker ging dahin, die übergroße selbstherr-
liche Macht der Fürsten durch Einführung von konstitutionellen
Verfassungen zu beschränken, d. h. den Untertanen durch Volks-
vertretungen einen gewissen Anteil an der Gesetzgebung und an der
Festsetzung der Steuern (Staatshaushalt) zu gewähren. Einige
deutsche Mittel-= und Kleinstaaten, zuerst Sachsen-Weimar (1816),
dann Bayern und Baden (1818) und Württemberg (1819), erhielten
solche Verfassungen von ihren Regierungen aus freien Stücken. In
anderen Staaten trat aber unter dem Einfluß Alexanders I. und
Metternichs eine Reaktion ein, d. h. ein Rückschritt zu politischen
Zuständen, wie sie etwa 1789 überall geherrscht hatten. Dadurch
entstanden hier und dort innere Unruhen und Straßenkämpfe mit
Barrikaden, durch die das Volk seine Forderungen gewaltsam durch-
setzte. Besonders die Julirevolution erregte die Gemüter so sehr,
daß in den folgenden Jahren z. B. Sachsen (1831), Hessen
(1832) und Hannover (1833) ebenfalls Verfassungen bekamen.
Dagegen wurden die beiden Großstaaten Deutschlands, Oster-
reich und Preußen, auch weiterhin noch selbstherrlich regiert.
f) Die Volkswirtschaftslehre Friedrich Lists und der deutsche Zollverein.
Erfindungen. [Dampfkraft und Elektrizität.] Die
Erfindungen des 18. Jahrhunderts (§ 15, 1) wurden vielfach erst
im 19. Jahrhundert vervollkommnet und in weiterem Umfange ver-
wertet. Dies gilt namentlich von der Dampfmaschine. Das
erste Dampfschiff überhaupt fuhr 1807 auf dem Hudson bei
New Nork, und der erste Seedampfer durchquerte 1818 den Atlan-
tischen Ozean. Inzwischen hatte der Engländer Georg Stephenson
1814 die Lokomotive erfunden, aber es dauerte noch bis 1826,
als die erste Eisenbahn (von Liverpool nach Manchester) er-
öffnet wurde. In Deutschland entstand die erste Eisenbahn 1835
zwischen Nürnberg und Fürth und in Preußen 1838 zwischen Berlin
und Potsdam. — Dampfschiffe und Eisenbahnen beschleunigen und
vervielfältigen den Austausch der Güter und die Beförderung der
Personen. Aber die Geschwindigkeit dieser Verkehrsmittel wird
doch weit übertroffen durch die blitzartige Schnelligkeit des Gedanken=
austausches, die seit der zweckdienlichen Verwendung der Elek-