Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

64 Friedrich Wilhelm IV. 
wendung der Dampfkraft machte, weil sie viel mehr zu fördern im— 
stande war als früher die Handarbeit, überall zahlreiche selbständige 
Handwerker überflüssig. Sie wurden in immer größerer Zahl zu 
Fabrikarbeitern herabgedrückt, und da die Nachfrage des Publikums 
nach den billigen fabrikmäßigen Waren sich ungeheuer steigerte, traten 
immer neue Fabriken ins Leben. Damit waren nun in der Tat 
mancherlei Schäden verbunden, namentlich die außerordentliche 
Einförmigkeit der Arbeit selbst, die den Menschen auf die 
Dauer abstumpft, ferner die größere Gefahr für die Gesundheit 
und das Leben der Arbeiter, die die Art der Fabrikbetriebe mit 
sich bringt, endlich das Anwachsen des Kapitals in den Händen 
weniger Besitzer, die zwar die Gefahr (das Risiko) des Unternehmens 
auf sich nehmen, aber dafür auch den Hauptanteil des Gewinnes an 
sich ziehen. 
[Die sozialistische Lehre und ihr Irrtum.] Schon 
vor der Revolution von 1789 hatte besonders Rousseau (8 Za, 
Nr. 5) die Frage behandelt, wie der um sich greifenden Verarmung 
der Volksmassen vorzubeugen sei, und nach der Julirevolution von 
1830 beschäftigten sich bei der steigenden Not der Arbeiter noch mehr 
französische Schriftsteller damit. Sie stimmten sämtlich darin über- 
ein, daß alle Mitglieder der Gesellschaft so vollkommen wie möglich 
mit Gütern versorgt werden müßten. Man nennt eine solche volks- 
wirtschaftliche Denkweise Sozialismus, d. h. Lehre von der 
Gesellschaft, auch Kommunismus, d. h. Lehre von der Güter- 
gemeinschaft. Das Ziel der Sozialisten geht auch heute noch dahin, 
1. das Privateigentum und das Erbrecht abzuschaffen, weil 
sie glauben, daß der Kapitalzins den Kapitalisten, die Grundrente 
den Grundherren und die Erbschaft den Erben mühelos (ohne Arbeit) 
in den Schoß fielen; 2. die Arbeit staatlich zu „organisieren“, 
d. h. mit Staatsgeldern Erwerbsgenossenschaften zu gründen und 
die darin erforderlichen Arbeiten gleichmäßig unter alle Bürger zu 
verteilen, damit der Arbeiter jederzeit Arbeit habe und doch nicht 
der Willkür privater Arbeitgeber preisgegeben sei; 3. Krankene-, 
Unfall-, Invaliden= und Alterskassen zu errichten, da- 
mit der Arbeiter auch für den Fall der Arbeitsunfähigkeit gesichert 
sei. Das Erreichbare hiervon ist in unserer Zeit im Deutschen Reiche 
zum Segen der „arbeitenden“ Volksklassen bereits ins Leben getreten. 
Auch in anderen Staaten versuchte man den gleichen Weg ein-
	        
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