Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

68 Friedrich Wilhelm IV. 
(6. März) 1848 wenigstens das Recht der Periodizität, d. h. das 
Recht, in best immten Zeiträumen zusammenzutreten, vom Könige 
zugesagt. 
[Der 18. März, Berufung der Nationalver- 
sammlung im Mai, Zeughaussturm im Juni, Ver- 
legung der Versammlung nach Brandenburg im No- 
vember, die oktroyierte Verfassung 5. Dezember 
1848. Die Verfassung vom 31. Januar 1850.] Als 
nun die Nachricht von den Wiener Vorgängen einlief, versprach 
der König seinem Volke aus freien Stücken in einem Erlasse vom 
17. März 1848 eine gründliche Umgestaltung der preußi- 
schen Verfassung und der Verhältnisse des Deut- 
schen Bundes. Der Jubel hierüber war so groß, daß dichte 
Volksmassen am 18. März vor das Schloß eilten, um dem Könige 
ihren Dank darzubringen. Unter diesen befanden sich aber zahlreiche 
sozialistische Ausländer, namentlich Franzosen, Italiener und 
Polen, die mit der Hefe des Berliner Pöbels gemeinsam einen Um- 
sturz aller Dinge beabsichtigten. Als daher zwei, jedenfalls nicht 
absichtlich von den Soldaten abgegebene Schüsse fielen, schrie die 
Menge: „Wir sind verraten! Zu den Waffen!“ Und nun begann 
ein furchtbarer Barrikadenkampf in den Straßen der Hauptstadt #). 
Um unnötiges Blutvergießen zu verhüten, willigte der König darein, 
daß die Truppen für den Fall aus Berlin abrücken durften, daß die 
Barrikaden geräumt würden. Dieser Befehl wurde aber in der Auf- 
regung zu früh ausgeführt, und die Truppen, die sich musterhaft ge- 
führt hatten, zogen aus Berlin ab. Prinz Wilhelm, den man 
ganz unberechtigt als den „Hauptreaktionär“ betrachtete, verließ 
ebenfalls die Hauptstadt und begab sich für einige Zeit nach Eng- 
land 2). Obwohl nun im Mai eine Nationalversammlung 
zusammentrat, die über die künftige Verfassung beraten sollte, und 
eine Bürgerwehr zur Aufrechterhaltung der Ordnung errichtet 
wurde, kam es doch zu weiteren Unruhen des Pöbels, der im Junk 
das Zeughaus stürmte und die Beratungen fortgesetzt zu be- 
einflussen suchte. Der König verlegte daher im November die Ver- 
  
1) Es fielen 13 Soldaten und 183 Aufständische, dazu kamen zahlreiche 
Verwundete. 
2) Sein Palast wurde durch die Aufschrift: „Nationaleigentum“ vor 
Zerstörung bewahrt.
	        
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