Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

Wilhelm J. 81 
60 Millionen Mark Kriegskostenentschädigung und genehmigte im 
voraus die Neugestaltung Norddeutschlands, wie sie von Preußen 
vorgenommen werden würde. Endlich erklärte es sich damit einver- 
standen, daß Napoleon III. Venetien an Italien abtrat. Es 
zeugte von der weitsichtigen Politik Wilhelms I. und Bismarcks, daß 
OÖsterreich trotz seiner völligen Niederlage nicht härter, z. B. durch 
Abtretung eines Landes, gestraft wurde, als dieser Friede es aus- 
bedang. Denn nur die damalige versöhnliche Haltung Preußens 
ermöglichte späterhin ein enges Bundesverhältnis zwischen dem 
Deutschen Reiche und Österreich, und ein solcher Bund, dem 
dann auch Italien beitrat, bedeutete den europäischen Frieden. 
[Der Norddeutsche Bund 1867—1871.] Preußen 
erhielt damals, was es so lange entbehrt hatte und doch der eigenen 
Sicherheit wegen begehren mußte: ein geographisch fest zusammen- 
geschlossenes Gebiet, indem der König außer Schleswig-Hol- 
stein noch Hannover, Kurhessen, Nassau und Frank- 
fürt a. M. mit Genehmigung des Landtages seinem Staate ein- 
verleibte. Um aber den ersten Schritt zur politischen Einigung 
Deutschlands zu tun, errichtete er mit den übrigen 20 Staaten Nord- 
deutschlands 1867 den Norddeutschen Bund, der eine Ver- 
fassung erhielt, wie sie späterhin (§ 37) das neue Deutsche Reich er- 
halten sollte. Mit den süddeutschen Staaten, die ja zum 
Zollvereine gehörten, wurde überdies ein vorderhand noch geheim 
gehaltenes Schutz= und Trutzbündnis abgeschlossen 1), infolge- 
dessen für den Fall eines Krieges der König von Preußen den Ober- 
befehl auch über die süddeutschen Truppen übernehmen sollte. 
Der Französische Krieg 1870—1871. [Ursachen.] Die be- 
deutende Machtvergrößerung Preußens und die Aussicht auf eine 
Einigung ganz Deutschlands erregten die Eifersucht Napo- 
leons III., dessen Regierung seit langer Zeit an äußeren Erfolgen 
arm gewesen war. Die französische Nation, von einer starken 
Kriegspartei (mit der Kaiserin Eugenie an der Spitze) be- 
herrscht, verlangte „Kompensationen“ für die Vergrößerung 
Preußens, namentlich die Abtretung des linken Rheinufers. 
Da aber ein verständiger Grund, das Verlangen der Nation nach 
„Rache für Sadowa“ zu stillen, nicht vorlag, so mußte die franzö- 
1) Es wurde 1867 veröffentlicht, als Frankreich die Absicht kundgab, von 
Holland das militärisch wichtige Luxemburg durch Kauf zu erwerben. 
Jaenicke, Deutsche und brandenburg.-preuß. Geschichte. III. 11. Aufl. 6 
  
35.
	        
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