Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

Wilhelm J. 85 
Auf dem nördlichen Kriegsschauplatze wurden die Franzosen von der 
I. Armee unter General Edwin v. Manteuffel bei Amiens und 
vom General v. Göben bei St. Quentin besiegt. Die fran- 
zösische Loire-Armee erlitt durch die II. Armee unter Prinz 
Friedrich Karl bei Beaune la Rolande, bei Orléans und 
bei Le Mans schwere Niederlagen. Der General v. Werder end- 
lich zwang die französische Südarmee unter Bourbacki in 
einer dreitägigen ruhmreichen Schlacht an der Lisaine (vestlich 
von Belfort) zum Rückzuge. Bourbackis Absicht, sich nach Lyon 
durchzuschlagen, vereitelte General v. Manteuffel, der von Norden 
herbeigeeilt war und jetzt durch siegreiche Gefechte diese französische 
Armee (85 000 Mann) zum Übertritt auf das neutrale Gebiet der 
Schweiz zwang. 
[Belagerung von Paris 19. Sept. 1870 bis 
28. Jan. 187 1.] Alsbald nach der Übergabe von Sedan rückten 
die III. und IV. Armee vor Paris, das vorzüglich verteidigt und 
mit Vorräten reichlich versehen war: die IV. Armee nahm im N. 
und O. Stellung, die III. Armee im S. und W. der Stadt. Das 
deutsche Hauptquartier begab sich nach Versailles, und hier, 
mitten in Feindesland, ging auch der langgehegte Wunsch der 
deutschen Nation, die Aufrichtung des neuen Deutschen Reichs, 
am 18. Januar 1871 in Erfüllung. Am 19. Januar unternahmen 
noch 100 000 Mann der eingeschlossenen Armee unter General Trochu 
einen blutigen Ausfall aus Paris. Wie alle früheren Versuche, 
so endete auch dieser letzte, vom Mont Valerien aus unternommene, 
mit einem vollen Mißerfolge. Es kam daher schon am 28. Januar 
zwischen Jules Favre und Bismarck zu der Vereinbarung von 
Versailles, wonach die Pariser Armee für kriegsgefangen er- 
klärt, die Stadt Paris zur Zahlung von 100 Millionen Frank ver- 
pflichtet und ein Waffenstillstand geschlossen wurde. 
[Verhandlungen zu Versailles. Einzug in 
Paris 1. März. Friede zu Frankfurt a. M. 10. Mai.] 
Während der Waffenruhe beauftragte die inzwischen zu Bordeaux 
zusammengetretene französische Wationalversammlung ihren 
Chef Thiers, mit Bismarck über den Frieden zu verhandeln. Diese 
Männer setzten dann zu Versailles folgendes fest: 1. das 
Elsaß außer Belfort und Deutsch-Lothringen mit Metz 
(etwa 14 000 qkm und 1½⅛ Million Einwohner) fallen an das neu
	        
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