Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

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94 Wilhelm II. 
Vaters erhielt, weilte er selbst schwer erkrankt in San Remo in 
Oberitalien, von wo er sich trotz seiner übermäßigen Leiden unver- 
züglich nach Charlottenburg bei Berlin begab. Er erließ einen Auf- 
ruf „UIn Mein Volk“ und ein Schreiben „An den Reichs- 
kanzler“, in denen er seine weisen und menschenfreundlichen 
Regierungsgrundsätze öffentlich kundtat. Seinem Wahlspruche ge- 
treu: „Furchtlos und beharrlich!“ trug der „taiserliche 
Dulder“ seine furchtbaren Leiden und leitete seine Regierungs- 
geschäfte vom Krankenlager aus. Als er nicht mehr sprechen konnte, 
schrieb er seinem Sohne die Worte auf: „Lerne leiden, ohne 
zu klagen.“ Am 15. Juni schloß er nach einer Regierung von 
99 Tagen seine Augen für immer. Im Jahre 1901 starb auch die 
Kaiserin Friedrich, wie sich seine Gemahlin als Witwe ge- 
nannt hatte. 
6. Wilhelm II., Deutscher Kaiser, König von Preußen, 
seit dem 15. Juni 1338. 
a) Die Friedenszeit 1888—1914. 
Wilhelm als Prinz und Kronprinz. [Gymnasiast, Stu- 
dent, Soldat. Ehe.] Unser Kaiser und König Wilhelm II., 
geboren am 27. Januar 1859, wuchs in gewissenhafter Arbeit auf, 
besuchte unter der Leitung Hinzpeters das Gymnasium zu 
Kassel, wo er auf den elterlichen Wunsch geradeso wie seine Mit- 
schüler behandelt wurde, und erlangte dort 1877 das Reifezeugnis. 
Nach einem zweijährigen Studium auf der Universität zu Bonn 
gab er sich dem Soldatenstande, in dem er es bei seiner Thron- 
besteigung bis zum Generalmajor gebracht hatte, mit ganzer Seele 
hin. Am 20. Februar 1881 vermählte er sich mit der anmutigen 
und geistvollen Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig- 
Holstein-Augustenburg, einer edeln Frau, die in ihrem Wesen be- 
sonders an die unvergeßliche Königin Luise erinnert. Sie ist die 
Tochter des Herzogs Friedrich, der einst den Thron Schleswig- 
Holsteins zu besteigen gehofft (§ 33, 2), aber längst sich in das Un- 
vermeidliche gefügt hatte. Sie gebar ihrem hohen Gemahl am 
6. Mai 1882 den ersten Sohn, den jetzigen Kronprinzen Friedrich 
Wilhelmt). 
1) Diesem folgten 1883 Eitel Friedrich, 1884 Adalbert, 1887 
August Wilhelm, 1888 Oskar, 1890 Joachim und 1892 
Viktoria Luise. 
 
	        
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