Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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insgeheim und mit gehöriger Behutsamkeit schleunigst anzeigen sollten, 
angedeutet, endlich aber nach der anwesenden Bürgerschaft hierauf 
gethanen Erklärung, nach welcher sich dieselbe wechselsweise zu wachen 
erboten, förderlichst eine gewisse Wache durch die gesamten Bürger 
und Hausgenossen anzuordnen, auch sonsten alle obrigkeitliche Fürsorge 
hierunter zu üben beschlossen.“ Was waren nun aber für schreckliche 
Dinge vorgefallen, die diese außerordentlichen Maßregeln nötig machten? 
Zur Beantwortung dieser Frage sei der Kürze wegen nur das angeführt, 
was sich bei dem genannten Barbier Schwarzbach, bei dem es zweifellos 
am meisten gespukt hat, zugetragen hat. Schw. hat dieses alles selbst 
in einer Eingabe an den Stadtrat vom 9. Februar 1700 niedergelegt. 
Darin berichtet er: „Auf eines Edlen, Hoch= und Wohlweisen Rats 
Begehren, was sich in meinem Hause zugetragen hat. Erstens: hat's 
unterschiedliche male die Betten aus der Kammer auf den Boden ge- 
tragen und aufgebettet, hernachmalen ein Bett verstecket, daß man's hat 
nicht finden können und erst in langer Weile unter dem Bette wieder- 
gefunden. Ferner: in die Betten Steine gelegt, einsmals auch ein 
großes Stück Holz. Am Neuenjahre Heiligenabend hat's die Haustür 
aufgerissen mit ganzer Gewalt und da der Lehrjunge fragt, ob jemand 
was wollte, er aber kein Licht hatte, hat's ihm eine Maulschelle gegeben. 
Einsmals hat es den Jungen auch die Treppe hinuntergestoßen, er es 
auch gefühlet hat, als wenn man ihn mit einer Menschenhand in den 
Rücken stöße, hat also auch die Treppe hinunter gemußt; etliche Tage 
darauf hat's ihm abends wieder eine Maulschelle gegeben. Ferner: 
hat's die große Waage auf'm Boden aufgehangen und in eine Waag- 
schale einen gepolsterten Stuhl, in die andere einen großen Stein, und 
auf jeder Seiten einen Leinwandstrumpf gehangen. Ferner: hat's in 
der Oberstube einen Polsterstuhl auf den Tisch gesetzt und eine zinnerne 
Schüssel mit einer schwarzen Hauben, welche von der Wand herunter- 
genommen und hineingelegt und auf den Stuhl gesetzt. Hat auch zwei 
Paar Strümpfe in den Ofentopf gesteckt und eine Schlafmütze auch. 
Den 6. Februar hat es die Stühle in der Oberstube um den Tisch ge- 
setzt und zwei Bund Garn und eine zinnerne Schüssel, in welcher ein 
Hut gelegen, auf den Tisch gesetzet, wie auch den Borstwisch neben die 
Schüssel gesetzet. Nach diesem ein altes Camisol aus der Kammer ge- 
nommen und auf den Oberboden getragen, hat ein Holz durch den 
Armel gestecket und ein starkes Stämmlein Holz an eine Säule gelehnt, 
das alte Camisol so ausgesperret, als wenn es gehenket wäre. Den 
7. Oktober früh morgens als die Leute in die Kirche gehen, hat's ein 
langes Bret zum Fenster hinausgestecket, daß die Leute stehen blieben. 
Und Abends da der Junge will den Krug ausspülen in dem Röhrbottige 
und hat kein Licht, so kommt es als ein Mensch gegangen und greift 
ihn unter das Gesicht, daß man alle Finger gesehen hat und nimmt 
ihm die Sprache, daß er nicht reden kann, hernachmals auch krank 
darauf wurde von Erschröckniß.“ Indes nicht bloß aus „Erschröckniß“ 
über das Treiben der bösen Geister wurden Krankheiten verursacht, 
vielmehr gingen die Hexen und Zauberer mitunter direkt darauf aus,
	        
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