Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

— 21 — 
So möge er sich bald besinnen, ob er einen Mangel daran findet. 
Gefällt er ihm aber, wie er stehet da, 
So kann er mir die Antwort geben und kann sagen: Ja. 
Nun, gottlob! ich höre, daß der Bauherr spricht: 
Das alles ist wohl eingericht't! 
So will ich an den Strauß jetzt greifen, 
Daß er ist aufgesteckt zu einem Zeichen, 
Damit, daß jedermann kann sehen, 
Daß unserm Bauherrn zu Willen ist geschehen. 
Nun sollen die Handwerksleute haben guten Mut, 
Weil dem Bauherrn das neue Gebäude gefallen tut. 
Denn kein' Fleiß noch Müh' haben wir gespart, 
Mit Mauern, Ankern, Balken, Riegeln und Bändern 
Den Bau gar wohl verwahrt. 
Doch will ich so genau nicht rühmen 
Und einen jeden reden lassen; 
Denn wenn man baut an Straßen und Gassen, 
Muß man auch einen jeden reden und tadeln lassen. 
Das Tadeln aber stehe keinem andern an 
Als dem, der. es besser machen kann. 
Hätten wir die Weisheit Salomon 
Und Gottes Huld wie Aaron 
Und dazu aller Künste Witz, 
So könnten wir bauen auf eine Nadelspitz. 
So aber weil man das nicht kann „haam“, 
Müssen wir bauen auf Mauern und einen eb'nen Plan. 
So weil wir nun durch Gottes Stärk' 
Haben vollendet dieses Werk, 
So will ich auf Glück, Heil, Segen und ein langes Leben 
Unserm, meinem hoch= und wertgeschätzten Bauherrn bringen einen Trunk, 
Nicht mit dem Mund, sondern auch von Herzensgrund. 
Das Wohlsein des wohlweisen Stadtrats allhier! 
Das Wohlsein unseres hoch= und wertgeschätzten Bauherrn! 
Das Wohlsein unfrer hoch= und wertgeschätzten Baufrau! 
Das Wohlsein seiner Familie! 
Das Wohlsein seiner und ihrer Eltern, Geschwister und Verwandten! 
Das Wohlsein der ganzen Bürgerschaft hier! 
Das Wohlsein sämtlicher Baumeister allhier! 
Das Wohlsein der Zeichner, Polierer und aller, die an diesem Bau 
gearbeitet haben! 
Das Wohlsein von hoch und niedrig, groß und klein! 
Das Wohlsein aller, wie sie hier versammelt sein! 
(Nach dem Ausbringen eines jeden Wohlseins trank der Sprecher, 
wobei die Musik einen Tusch brachteh). 
Nun habe ich wohl ausgetrunken, 
Ich sehe aber niemand, der mir will wieder einschenken,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.