1697
1700
bis
1721
1704
1706
1707
1709
102 Europäische Verwicklungen u. Fortschritte der Kultur.
scher Gestalt, sinnlich, ganz erfüllt von dem Drange nach
Pracht und einem Leben voll Genuß, wie er es auf seiner
„Kavalierstour“ im katholisch-romanischen Süden kennen
gelernt hatte, bewarb sich nach dem Tode Johann Sobieskys
1696, um die Krone Polens und erhielt sie im Juni 1697,
von Osterreich unterstützt, gegen eine starke französische
Partei, nachdem er zuvor für seine Person in Baden bei
Wien zur katholischen Kirche übergetreten war, wie schon
mancher andre lutherische Fürst dieser Zeit. Es war die
Fortsetzung der altwettinischen nach Osten gerichteten Politik,
die in dem Besitz der Nieder-Lausitz ihre Stütze fand (Guben
Sammelplatz der sächsischen Truppen; Brückenkopf bei
Schiedlo). Die nunmehr begründete Personalunion zwischen
Sachsen und Polen verwickelte Sachsen in den Nordischen
Krieg, den der König im Bunde mit dem aufstrebenden
Rußland und dem eifersüchtigen Dänemark gegen Karl XII.
von Schweden vornehmlich um den Besitz der baltischen
Küstenländer begann (1700—1721) und wesentlich mit
sächsischen Mitteln führte, da Polen anfangs für den Krieg
gar nichts leistete. Als die Schweden den größten Teil
Polens unterworfen und hier 1704 Stanislaus Leszczinsky
zum König hatten wählen lassen, drangen sie nach dem Siege
bei Fraustadt (unweit von Lissa) am 13. Februar 1706
durch Schlesien in das unverteidigte Sachsen ein, und
Karl XII. nahm in Altranstädt bei Leipzig sein Haupt-
quartier. Im Frieden vom 24. September mußte Friedrich
August der polnischen Krone entsagen, doch räumten die
Schweden erst 1707 Sachsen. Nach ihrer entscheidenden
Niederlage gegen die Russen unter Peter dem Großen bei
Poltawa 8. Juli 1709 nahm Friedrich August die polnische
Krone wieder und beteiligte sich auch an dem Kampfe um
die schwedischen Besitzungen in Pommern, in den seit 1713
auch der junge König von Preußen, Friedrich Wilhelm I.,