Full text: Sächsische Geschichte.

Kursachsen in Verbindung mit Polen. 103 
energisch eingriff. Der Fall Karls XII. vor der norwegischen 
Grenzfestung Friedrichshall 11. Dezember 1718 beschleunigte 
das Ende des Nordischen Krieges. Schweden mußte seine 
baltischen Provinzen an Rußland, den größten Teil Vor- 
pommerns an Preußen, die Herzogtümer Bremen und Verden 
an Kur-Hannover abtreten, büßte also seine künstliche Groß- 
machtstellung ein. Im nunmehr unangefochtenen Besitz der 
polnischen Krone arbeitete Friedrich August an der Ver- 
stärkung seiner königlichen Gewalt und an der Herstellung 
einer Landverbindung zwischen Sachsen und Polen, blieb des- 
halb in freundlichem Verhältnis zu Friedrich Wilhelm I. von 
Preußen, dessen Besuch er 1728 in Dresden, 1730 in dem 
glänzenden Lustlager bei Zeithain empfing, und rüstete sich 
zur Teilnahme am Kampfe um die Erbschaft der Habsburger, 
deren pragmatische Sanktion von 1713 er nicht anerkannte. 
Der Ubertritt erst des Kurfürsten, dann 1717 auch des 
Kurprinzen und damit des ganzen Herrscherhauses zur 
römischen Kirche veränderte trotz der tiefen Trauer, die er 
in dem treuprotestantischen Volke erregte, in der kursächsischen 
Landeskirche nichts. Denn gemäß seiner Erklärung von 
Lobskowa bei Krakau 27. Juli (6. August) 1697, daß er 
seine Untertanen „bei der Augsburgischen Konfession kräftigst 
erhalten und handhaben“ werde, übertrug der Kurfürst seine 
landesbischöflichen Rechte den „in Evangelicis“ beauftragten 
Geheimen Räten, das Direktorium der Evangelischen am 
Reichstage dem Herzog Friedrich II. von Gotha, und er- 
hielt für die wenigen sächsischen Katholiken nur die Er- 
laubnis zum öffentlichen Gottesdienst, die nun auch den 
Reformierten gewährt wurde (zuerst in Leipzig 1701). Da- 
gegen verlor die Stellung Kursachsens an der Spitze der 
evangelischen Reichsstände alle Bedeutung, und deren Füh- 
rung ging tatsächlich an Brandenburg-Preußen über. Zu 
einer weiteren Abbröckelung der Macht Sachsens im Reiche 
1730 
1713 
1717
	        
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