1809
1809
1812
118 Europäische Verwicklungen u. Fortschritte der Kultur.
gewonnene Souveränität, nach dem Beispiele der süddeutschen
Fürsten, zum Umsturze der alten Landesverfassung zu be-
nützen und begnügte sich mit der Umbildung seines Heeres
nach französischem Muster. In Polen aber blieb sein Regi-
ment mit einer Scheinkonstitution nach französischem Muster
nominell, und die Verfügung über die polnische Armce
überließ er dem Kaiser Napoleon.
Das Bündnis mit Frankreich verwickelte Sachsen 1809
auch in den Krieg gegen Osterreich. Der Einfallder „schwarzen“
Freischaren des Herzogs von Braunschweig in der Ober-
Lausitz wurde in den Kämpfen um Zittau durch den Obersten
Thielmann abgewehrt; aber als die sächsischen Truppen
nach der Donau abgezogen waren, wo sie an der entschei-
denden Schlacht bei Wagram 5. und 6. Juli rühmlichen
Anteil nahmen, wurde das westliche Sachsen und Dresden
doch von österreichischen Truppen besetzt und der König zur
Flucht nach Frankfurt a. M. genötigt, bis westfälische und
französische Truppen heranzogen. Im Frieden von Pres-
burg 14. Oktober 1809 erhielt Sachsen einige böhmische
Enklaven in der Ober-Lausitz und die in Sachsen liegenden
Güter des Deutschen Ordens. Das Herzogtum Warschau
wurde durch das von Osterreich abgetretene Neu-Galizien
vergrößert und zum Großherzogtum erhoben. Seitdem stand
der Glaube an die Unbesiegbarkeit Napoleons und an die
Dauer seines Weltreichs auch in Sachsen um so fester, je
weniger auch hier ein deutsches Nationalbewußtsein vor-
handen war.
Auch von dem Feldzuge gegen Rußland 1812, den nach
dem Glauben des Volkes der große Komet von 1811 voraus-
verkündigt hatte, erwartete man nur eine Befestigung der
Herrschaft Napoleons, der sich gerade in Dresden, umgeben
von seinen Verbündeten, noch einmal im vollsten Glanze
zeigte; in sächsischen Regierungskreisen hoffte man sogar auf