1845
1843
1846
bis
1847
1836
1848
März
16.
130 Der sächsische Verfassungsstaat.
laßte in Leipzig im August 1845 Demonstrationen gegen
den der Zuneigung zu den Jesuiten grundlos verdächtigten
Prinzen Johann, die blutig unterdrückt und mit großer
Härte bestraft wurden; der Rücktritt B. von Lindenaus 1843
galt mit Unrecht als ein Sieg des reaktionären Adels, und
das schwere Not= und Hungerjahr 1846/47, die Folge einer
langen Dürre, regte auch die Massen auf. Das alles stärkte
die seit 1836 auftretende liberale Partei in ihrem Bestreben
nach Erweiterung der Freiheitsrechte. Dazu kam die immer
deutlicher in ganz Deutschland, wenigstens von den Gebil-
deten, empfundene Notwendigkeit, den lockeren monarchischen
Staatenbund, der es nur notdürftig zusammenhielt, in eine
zugleich leistungsfähige und volkstümliche Gesamtverfassung
umzuwandeln.
Ein abermals von Frankreich durch die Februarrevo-
lution 1848 gegebener Anstoß warf daher in Sachsen wie
in ganz Deutschland die alte Ordnung der Dinge, an deren
Haltbarkeit auch das stark mit liberalisierenden Elementen
durchsetzte Beamtentum nicht mehr glaubte, jäh über den
Haufen, und am 16. März übernahmen auch hier die bis-
herigen Führer der liberalen Opposition, Braun und Ober-
länder, die Leitung des Ministeriums. Die Zensur wurde
aufgehoben, und unter dem Schutze des neuen Versamm-
lungsrechts entstanden zahllose politische Vereine, die kon-
stitutionell-monarchischen „deutschen Vereine“ und die demo-
kratischen „Vaterlandsvereine“". Da diese, von energischen
und gewandten Agitatoren (Robert Blum in Leipzig) geleitet,
die Massen beherrschten, so siegte diese Partei, deren eigent-
liches Ziel die demokratisch-nationale Förderativrepublik war,
auch bei den Wahlen zur deutschen Nationalversammlung
in Frankfurt. Während nun diese, am 18. Mai 1848 zu-
sammentretend, an die Arbeit ging, um kraft der von ihr
beanspruchten Souveränität der Nation eine bundesstaatliche