Full text: Sächsische Geschichte.

14 Land und Volk. 
schmalen Felsentale diesen Gebirgsriegel und nimmt meist 
erst in der Tiefebene die Flüsse des Landes mittelbar und 
unmittelbar auf, mit Ausnahme der Flußläufe des östlichsten 
Teiles, die der Oder zustreben. Diese Terrainbildung be- 
dingt weiter auf engem Raume eine große Mannigfaltigkeit 
des Klimas und Anbaus. Da der Durchschnitt der Jahres- 
temperatur von 4,5 C (im Obererzgebirge) bis zu 90 (im 
Elbtal bei Dresden) schwankt, so gedeiht auf den rauhen, 
bald kahlen, bald waldbedeckten, windumbrausten Höhen des 
Erzgebirges kaum noch dürftiges Getreide, auf den sonnigen 
Rebenhügeln von Meißen reift der Wein. 
Natürliche Grenzen hat das Land nur im Süden gegen 
Böhmen hin. Am schärfsten ist sie hier in der höchsten 
Erhebung, im Erzgebirge. Denn nicht nur fällt dieses nach 
Süden sehr steil ab, erschwert also namentlich den Aufstieg 
von Böhmen her, sondern es legte auch, namentlich in der 
Zeit mangelhafter Naumbeherrschung, durch ausgedehnte, 
lange fast unwegsame Waldungen und durch das rauhe 
Klima, das im Winter noch heute ungeheure Schneemassen 
aufhäuft, dem Verkehr überhaupt schwer überwindliche 
Hindernisse in den Weg. Auch das Elbsandsteingebirge 
gestattete einen bequemen Ubergang nur auf dem schiff- 
baren, aber leicht zu sperrenden Strom. Wegsamer ist das 
Vogtland, und auch das Lausitzer Gebirge gewährt, da es 
mit den benachbarten Bergzügen nur lose oder gar nicht 
zusammenhängt, mehrere leicht passierbare Straßen, nament- 
lich durch das Tal der Neiße. Nach Osten, Norden und 
Westen, in der Tiefebene ist das Land offen. 
Daher ist denn nun auch die Geschichte des Landes 
weniger von Süden aus bestimmt worden, als von Westen 
und von Norden her, sobald sich dort eine größere Macht- 
bildung vollzog. Nur der von Süden leichter zugängliche 
Osten hat lange überwiegend unter böhmischen Einflüssen
	        
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