Full text: Sächsische Geschichte.

1475 
1479 
1466 
52 Die Bildung des meißnisch-sächsischen Staatswesens. 
Die schwere Not der Zeit inmitten der Ohnmacht der 
schwindenden Reichsgewalt nötigte die Wettiner auch jetzt, 
sich eng an Böhmen, die maßgebende Macht des deutschen 
Ostens, anzulehnen. Im Nordosten wuchs Polen-Litthauen 
drohend empor, besonders als es mit dem ewigen Frieden 
von Thorn 1466 das untere Weichselland gewonnen und 
den Rest des preußischen Ordenslandes seiner Lehnshoheit 
unterworfen hatte; hinter Böhmen stand Ungarn, seit 1457 
unter dem nationalen Königtum des Matthias Corvinus, 
als Vormauer gegen die drohende Macht der Osmanen; 
im Westen hatte sich aus französischen und deutschen Grenz- 
ländern die Kriegsmacht der Herzöge von Burgund gebildet. 
Im Kampfe gegen sie nahm Herzog Albrecht der Beherzte 
(Animosus) als des „Kaisers gewaltiger Marschalk und 
Bannermeister“ an dem Siege bei Neuß teil, der im Mai 
1475 den Angriff Herzog Karls des Kühnen auf die Rhein- 
lande zurückwies, und die Vermählung seiner Erbtochter 
Maria mit dem Erzherzog Maximilian von Osterreich 1477 
machte der burgundischen Kriegsgefahr ein Ende. Dafür 
brach im Osten nach Georg Podjebrads Tode 1471 ein lang- 
wieriger Kampf um die böhmische Krone zwischen Wladislaw 
von Polen und Matthias von Ungarn aus, der erst 1479 zu 
Olmütz unter Albrechts Teilnahme so geschlichtet wurde, 
daß Matthias Schlesien und die Lausitzen mit dem böh- 
mischen Königstitel erhielt, also zum östlichen Nachbarn der 
wettinischen Länder wurde. Als er im Kriege mit dem 
Kaiser 1485 auch Wien und Nieder- Osterreich erobert 
hatte, waren fast alle deutschen Grenzländer im Osten in 
den Händen fremder Mächte. 
Um so eifriger waren die Wettiner auf die Erweiterung 
ihrer Macht und ihres Einflusses ebensowohl nach Westen 
wie nach Osten in der Nieder-Lausitz bedacht. Schon 
1466 entrissen sie Stadt und Herrschaft Plauen dem
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.