155
bis
155
□—
2
3
78 Die Ausbildung des ständisch-territorialen Staates.
täuschte er bis zuletzt dadurch, daß er sich zur Beschickung
des wieder in Trient versammelten Konzils bereit erklärte,
dessen Verhandlungen Karl V. in Innsbruck folgte.
Indem er dann die wiederholte Weigerung des Kaisers,
den gefangenen Landgrafen freizulassen, als populären
Kriegsvorwand brauchte, brach er im März 1552 von Er-
furt auf, vereinigte sich mit den Hessen und Albrecht von
Brandenburg und besetzte schon am 4. April das reiche
Augsburg, den Schlüssel der Straße nach Tirol. In Linz
bewilligte er dann zwar dem vermittelnden König Ferdinand
einen Waffenstillstand; da dieser aber erst am 26. Mai be-
ginnen sollte, so gewann Moritz Zeit, sich durch die Er-
stürmung der Ehrenberger Klause am 18. Mai die Straße
über den Fernpaß nach dem Inntale zu öffnen, und zog am
22. Mai in Innsbruck ein. Der Kaiser war mit dem Kur-
fürsten Johann Friedrich, dem er die Freiheit zurückgegeben
hatte, über den Vrenner nach Villach in Kärnten geflüchtet.
In denselben Wochen besetzten die Franzosen die lothringi-
schen Bischofsstädte und erschienen im Elsaß.
Durch Vermittlung der neutralen Fürsten kam darauf
am 16. Juli (2. August) 1552 ohne Zuziehung der Fran-
zosen der Vertrag von Passau zustande. Die Truppen
wurden aufgelöst, Philipp von Hessen freigegeben, die Her-
stellung des Religionsfriedens im Reiche und die Erledigung
der Beschwerden gegen die Regierung des Kaisers einem
Reichstage überwiesen, also die Regelung der kirchlichen
Verhältnisse in Deutschland dem Konzil entzogen. Damit
war der Bestand des Protestantismus und der reichsfürst-
lichen Unabhängigkeit gesichert. Auch Johann Friedrich
kehrte in sein Land zurück.
Aufs tiefste getroffen, belagerte Karl V. im Winter
1552/53 Metz, mußte aber ohne Erfolg abziehen, während
Moritz in Ungarn Erlau glücklich entsetzte. Den weiteren