Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

Church Missionary Societ genöthigt, sich auf 
das Süd-Ufer des Viktoria Nyanza zurück- 
zuziehen. 
Die katholischen Missionen in Ost-Afrika 
bestreben sich neben der Lehre der Heils- 
wahrheiten besonders dadurch auf Wandel und 
Gesittung der zu Bekehrenden einzuwirken, daß 
sie dieselben an Arbeit gewöhnen und deshalb 
den Zöglingen zugleich mit dem Christenthum 
alle zur Führung eines europäischen Haushalts 
erforderlichen Handwerke lehren. 
Schmiede, Schneider, Schuhmacher, sind unter 
den katholischen Zöglingen in großer Anzahl 
vertreten. Sind in den katholischen Missionen 
die Zöglinge beiderlei Geschlechts zu Er- 
wachsenen herangereift, so werden sie ihrem 
Wunsche entsprechend verheirathet und von der 
Wission mit einer Ausstattung im Umkreise 
des Mutterhauses angesiedelt, wo sie Dors- 
gemeinden und dadurch für die Weiter- 
entwickelung der Kirchengemeinde die Grund- 
lage bilden. Ein besonderer Vorzug des 
katholischen Missionswerkes ist die Sorgfalt, 
- « swerkes Sorgfalt, dehien s 
Ausbildung der gebiet verlassen 
welche der Erziehung und 
weiblichen Pfleglinge in Haus= und Wirth- 
schaftsarbeiten gewidmet wird. 
(Fortsetzung folgt.) 
verbot des Rreditgebens im Schuthgediete der 
Narschall. Inseln 
Im Schutzgebiete der Marschall-Inseln ist 
es der erst seit wenigen Jahren bestehenden 
deutschen Verwaltungsbehörde gelungen, die 
Eingeborenen von einem drückenden Hinderniß 
ihrer wirthschaftlichen Entwickelung nahezu voll- 
ständig zu befreien. 
Früher war es dort üblich, daß die fremden 
Kaufleute die mit ihnen in geschäftlicher Ver- 
bindung stehenden Häuptlinge geflissentlich in 
Schulden und damit in einem gewissen Ab- 
hängigkeitsverhältniß hielten, 
Weise den daue 
der Schulden abzuliesernden Produkte (Kopra) 
zu sichern. So lam es, daß die Mehrzahl 
der Häuptlinge den verschiedenen Handels- 
firmen Summen schuldeten, welche zusammen 
im Jahre 1887 die für dortige Verhältnisse 
erhebliche Höhe von über 70 000 Mark er- 
reichten. 
Durch ein mit Strenge durchgeführtes Ver- 
bot des Kreditgebens und daduch h die 
Häuptlinge durch d . « 
zu steter Abzahlung aug ehalten wur 
sich die Schuldenlaß in ean –’ 
15 000 Mark vermindert. 
völlig getilgt sein, 
er Häuptlinge 
hat 
senden Jahre auf 
Sie würde bereits 
wenn sich nicht ein Theil 
noch im Besitz europäischer 
97 
  
Segelschooner befände, mit denen sie nur mangel- 
haft umzugehen verstehen, und welche deshalb 
fortgesetzt kostspieliger Reparaturen bedürfen. 
Die in Kürze zu erwartende völlige Be- 
freiung der Häuptlinge von Schulden wird 
auch den Kaufleuten, denen gegenüber sie zuerst 
mit Strenge durchgeführt werden mußte, zu 
  
um sich auf diese 
ruden Bezug der zur Tilgung 
Gute kommen, da die Eingeborenen sich natur- 
gemäß mit mehr Lust und Fleiß der Produktion 
von Kopra widmen, wenn sie wissen, daß sie 
Tischler, 
für ihre Mühe bezahlt werden, als wenn sie 
den größten Theil des Erlöses ihrer Arbeit 
zur Tilgung der von ihren Häuptlingen kon- 
trahirten Schulden verwendet sehen. 
Ò seÚ Ge s 
von der Station Bismarcksburg im Cogogebiet. 
Die Station Bismarcksburg im Togogebiet 
wird seit der Abreise des Premierlieutenants 
Kling durch den Techniker Bugslag ver- 
waltet, welcher aber ebenfalls bald das Schutz- 
wird. Bis zum Eintreffen des 
phil. Büttner (vergl. Nr. 2 
„Deutschen 
Botanikers Dr. 
und 3 des Kolonialblattes“) 
wird nun die Verwaltung der Station von 
dem Techniker Stöhr übernommen werden, 
welcher am 18. April in Klein -Popo einge- 
troffen und am 23. April mit 21 Trägern, 
einem Führer und zwei Dolmetschern nach 
Bismarcksburg aufgebrochen ist. Der Genannte 
hat den Auftrag, ohne Aufenthalt nach der 
Station zu gehen, sich dort mit allen Verhält- 
nissen unter Bugslags Leitung vertraut zu 
machen und nach des Letzteren Abreise sich 
darauf zu beschränken, Alles in Stand zu 
halten und die meteorologischen Beobachtungen 
sorgfältig weiter fortzuführen. 
    
— —W 222 LX. X.X. X,X 
–—.—T. 2 
— — 
  
IV. Titterar. Besprechungen. 
Unter dem 7. d. M. ist dem Bundesrath 
und Reichstag eine weitere Fortsetzung des 
Weißbuches über den Aufstand in ÖOst- 
Afrika vorgelegt worden. 
Neben einem Bericht des Korvettenkapitäns 
Valette, in welchem die völlige Beruhigung 
des nördlichen Theiles der Küste konstatirt 
»« wird, sind in dem Weißbuch Berichte des 
en Kaiserlichen Kommissar 
Reichskommissars Major Wissmann über die 
Vorkommnisse im April d. J. und über den 
Stand des Sklavenhandels in der deutschen 
Interessensphäre enthalten. Den Schluß bilden 
die telegraphischen Meldungen über die Ein- 
nahme von Lindi und Milindani.
	        
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