Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

Bucht beherrscht, aufgerichtet werden sollte, 
nahm der Transport von Cement, Sand und 
Steinen, sowie des ganzen übrigen Baumaterials 
etwas längere Zeit in Anspruch. 
Nachdem jedoch die Fundamente gelegtwaren, 
wurde auch dieser Bau in sehr kurzer Zeit 
fertiggestellt. In derselben Weise wie das 
Kameruner Schulhaus ausgeführt, jedoch höher 
und freier, enthält der untere Stock die Kanzlei 
und ein Aktenzimmer, im oberen Stock ist die 
Wohnung des Bezirksamtmanns. In der Nähe 
des Hauses ist die Küche mit Vorrathsraum und 
Dienerzimmer erbaut, ein Holzbau mit Well- 
blech-Bekleidung und -Dach. 
Vorher wurde eine steinerne Treppe vom 
Strande zum Hauptwege gebaut, dieselbe ist 
Am breit und wird von Pfeilern begrenzt, von 
denen einer der oberen den Flaggenmast und 
der zweite eine große Hafenlaterne zu tragen 
bestimmt ist. Von dieser Treppe geht die Haupt- 
straße in gerader Linie zum Viktoria-Bache, der 
durch eine auf vier Land= und einem Strompfeiler 
Zu den Brücken- 
balken wurden Hölzer verwendet, die in Viktori-l 
ruhende Brücke überbaut ist. 
gewachsen sind. Die Stämme waren bei 40 m 
Länge an der Spitze noch 50 em scharfkantig. 
Genau in der Verlängerung der Straße liegt 
das Wohnhaus einige 50 m über dem Thale. 
Der Weg zieht sich von der Brücke an in 
Schlangenlinien auf die Höhe hinauf und er- 
forderte viele Arbeit. 
Auf der Strecke im Thale mußte ein Ein— 
schnitt und weiterhin eine beträchtliche Anschüttung 
gemacht werden, wobei die Feldeisenbahn sehr 
zu statten kam. 
Am Strande selbst ist ein Bootshaus aus 
Viktoriaholz mit Wellblech-Dach und Wand— 
bekleidung aufgeführt, in welchem auch Bau— 
material untergebracht werden kann. 
Von Viktoria aus wird ein Weg nach der 
Kakaoplantage in der Kriegsschiffsbucht einer— 
seits und nach Bibundi andererseits gebaut, 
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welcher später bis Bimbia weiter geführt werden 
soll. Ein massives Haus für die Kru-Arbeiter 
des Bezirksamts und des botanischen Versuchs- 
gartens ist im Bau begriffen und geht seiner 
Vollendung entgegen. 
Sowohl für Viktoria, wie auch für Kamerun 
sind weitere Neubauten und Anlagen beabsichtigt 
und dringend nöthig. Außer der Hauptstraße 
von Bibundi bis Bimbia empfiehlt es sich, auf 
dem Vorsprunge zwischen Kriegsschiffsbucht und 
Bimbia eine Villenkolonie für Kranke und 
Genesende anzulegen. Der Platz eignet sich um 
so mehr dazu, da die in unmittelbarer Nähe 
liegenden Teusz-Quellen ein sehr gutes Mineral- 
wasser für viele Kranke liefern und der Platz 
von Bimbia, wie auch von der Plantage aus 
  
  
  
—. 
stets mit frischem Fleisch und Gemüse versorgt 
werden kann. In Bimbia ist von der Plantage 
aus ein großer Viehpark angelegt worden, der 
den Bedarf in nächster Zeit vollständig zu decken 
im Stande sein wird. — 
In Kamerun selbst sind eine feste Landungs- 
brücke, ein guter Strandweg, ein größeres 
Gefängniß, sowie vor allem eine neue geräumige 
Kanzlei mit Wohnung für den Kanzler und 
Amtsdiener oder Kanzlisten ein unabweisbares 
Bedürfniß geworden. Es ist zu hoffen, daß 
recht bald die nöthigen Geldmittel dazu flüssig 
gemacht und dadurch den jetzt immer noch sehr 
beengt wohnenden Beamten gesundere und 
luftigere Wohnungen geschaffen werden. 
Zum Schluß sei noch bemerkt, daß auf der 
Karte manches sich befindet, dessen hier wegen 
beschränkten Raumes keine Erwähnung geschehen 
ist, z. B. Hühnerhäuser, Taubenhäuser, Anlage 
von Durchlässen, kleineren Brücken, Grenzpfeilern, 
Denkmälern, Thoren u. s. w.; auch sind die stets 
vorkommenden, größeren und kleineren Repara- 
turen außer Acht gelassen. 
F. A. Schran, 
Bauinspektor beim Kaiserl. Gouvernement Kamernn. 
Aus dem Schutzgebiet der Marschall-Inseln. 
S. M. Kreuzerkorvette „Alexandrine“ hat 
im Mai d. J. die Marschall-Inseln besucht. 
Die Korvette traf am 10. Mai in der Lagune 
von Jaluit ein und wartete die Rückkunft des 
Kaiserlichen Kommissars Biermann ab, welcher 
auf einer Reise nach der Insel Nauru ab- 
wesend war. Nach Eintreffen desselben wurde 
der Insel Namorik ein Besuch abgestattet, 
woselbst der Kaiserliche Kommissar verschiedene 
Geschäfte zu erledigen hatte. Ende Mai ver- 
ließ die Korvette das Schutzgebiet, um die 
Rückfahrt nach Apia anzutreten. Die Zustände 
im Schutzgebiet der Marschall-Inseln mit Be- 
zug auf das Verhältniß zu den Eingeborenen 
sind in jeder Beziehung befriedigende. Dagegen 
haben leider die Masern, welche durch ein 
Missionsschiff aus Honolulu eingeschleppt worden 
sind, zahlreiche Opfer unter den Eingeborenen 
gefordert. 
——— 
Die wissenschaftlichen Lammlungen Emin Paschas. 
Emin Pascha, welcher im Verein mit 
Dr. Stuhlmann auf seiner Expedition nach 
dem Viktoria Nyanza auch seine wissenschaft- 
lichen Studien durch Sammeln und Bovbach- 
tungen fortzusetzen gedenkt, hat sich bereit er- 
klärt, seine Sammlungen in erster Linie den 
hiesigen Königlichen Instituten zu überlassen. 
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