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der llimatischen Verhältnisse dieser Gebiete im Archiv der Seewarte und in den „Mittheilungen
aus den deutschen Schutzgebieten“ verwerthet worden sind. Von Seiten der Regierungsärzte
ist ferner Matlerial für tropenhygienische Forschungen geliefert und den wissenschaftlichen Kreisen,
sowie den Interessenten zugänglich gemacht worden.
Ueber die Sammlungsthätigleit der ausgesandten Forscher auf dem Gebiete der VBöller-
lunde, der Zoologie und Botanik geben Verzeichnisse Auskunft, welche von den Direttoren des
Museums für Völlerkunde, der zoologischen Sammlung des Museums für Naturkunde, sowie
des botanischen Gartens und Museums zu Berlin ausgestellt und in Gemästheit des Bundes
rathsbeschlusses vom 21. Febrnar 1889 den Bundesregierungen mitgetheilt werden. Den wissen-
schaftlichen Sammlungen der einzelnen Bundesstaaten wird hierdurch Gelegenheit zur Erwerbung
der versügbaren Gegenstände gegen Erstattung der Anschaffungs-, Verpackungs= und Transport
losten gegeben, und die Forschungsreisenden werden angewiesen, ihre Einsendungen thunlichst in
der von den Bundesregierungen gewünschten Anzahl von Eremplaren zu bewirten. Ein Ver-
zeichniß der bis Juni 1889 eingegangenen Sammlungen ist bereits im Druck erschienen, ein
serneres Verzeichnis der seither eingegangenen Gegenstände ist in Vorbercitung.
Die „Mittheilungen aus den deutsehen Schutzgebieten“, welche von dem langjährigen
Selrelär der Gesellschaft für Erdlunde, Freiherrn I#r. v. Danckelman, redigirt werden, ent-
halten ferner sachwissenschaftliche Spczialarbeiten, welche die Verwerthung der Sammlungs-
gegenstände betressen.
Aus der vorstehenden Zusammenstellung ergiebt sich, daß gegenwärtig vier deutsche
wisseuschaftliche Unternehmungen in West-Afrila (ie zwei in Togo und in Kamerun; für Süd-
wesl Afrila ist nur im Etatsjahr 1889,90 ein Zuschuß aus dem Afrila-Fonds gezahlt worden)
unterhalten werden, welche zu beschränten bei der großen Ausdehnung der zu ersorschenden
Gebiete und im Hinblick auf den naheliegenden Wunsch, bereits Erreichtes nicht wieder auf
geben zu müssen, nicht wohl angängig erscheint.
Eine Zusammenstellung der von der Afrilanischen Gesellschaft in Deutschland ausge-
wendeten Mittel ergiebt, daß eine Erxpedition dieser Gesellschaft im Jahresdurchschnitt ehw#n
36 000 Mark erforderte. Hiernach würden sich die Kosten von vier Expeditionen auf
111.000 Mark jährlich belausen, wobei die für die wissenschaftliche Nußbarmachung und Belannt-
gebung der erzielten Resultate ersorderlichen Ausgaben in keiner Weise berücksichtigt sind.
Wie strenge es beobachtet wird, daß der Afrika-Fonds leine Verwendung für die Ver-
waltungszwecke der Schutzgebicte findet, ergiebt sich unter Anderem daraus, daß für die wissen-
schaftlichen Zwecke der Expedition des Lieutenants Morgen nur 20 000 Marl aus dem Afrika-
Fonds gezahlt werden. Die übrigen sehr viel höheren Kosten für die Unterhaltung dieser
Expedition werden mit Rücksicht auf die dem Leiter derselben bezw. dessen Vertreter in Kribis)
obliegenden Verwaltungsfunktionen auf den Lokal-Etat des Schutgebietes übernommen. Es
hat aber seit dem Aufhören der Thätigkeit der Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland durch
den von Jahr zu Jahr gesteigerten Verlehr und die bedeutend gestiegene Nachsrage nach
Arbeitern und Trägern in ganz West-Asrika eine erhebliche Steigerung der Löhne stattgefunden,
so zwar, daß Leute, welche in den siebziger Jahren noch mil 12 bis 15 Schilling monatlich
bezahlt wurden, jetzt nicht unter 20 bis 30 Schilling monatlich zu haben sind. Auch in der
Heimath sind durch die Verthencrung aller Lebensverhällnisse die Ansrüstungskosten nicht uner
heblich gewachsen. Die Afrikanische Gesellschaft in Deutschland war in Folge des Umstandes,
daß vor ein oder zwei Jahrzehnten die Afrila-Forschung vielsach den Betheiligten einen Gewinn
aus der wissenschaftlichen Bearbeitung ihrer Ersahrungen in Deutschland und oft noch mehr im
Ausland abwarf, der Nothwendigkeit enthoben, den von ihr Ausgesandten Gehälter zu zahlen.
Im besten Falle wurden kleine Retablissementsbeträge von 1000 bis 2000 Mark gewährt
*) An der Küste gelegen.