Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

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aller eivil- und handelsrechtlichen Streitigkeiten 
zwischen Franzosen und für alle Strafsachen 
gegen französische Staatsangehörige zuständig 
sein. Die Ausdehnung der Kompetenz dieser 
Gerichte auf „andere Personen“, d. h. auf 
fremde Staatsangehörige, ist weiterer Ver- 
ordnung vorbehalten. Durch ein Dekret vom 
24. August d. J. ist bereits die Stelle des 
Präsidenten, sowie eines Hülfsrichters am Ge- 
richt in Tamatave besetzt worden. 
Französischer Sudan. 
Nachdem die Kämpfe im Sudan nunmehr 
durch die Vernichtung Ahmadus und die wie- 
derholten Niederlagen Samorys einen vorläu- 
sigen Abschluß gefunden zu haben scheinen, ist 
die Selbstständigkeit des Sudan durch ein 
Dekret vom 27. August in der Weise vervoll- 
ständigt worden, daß das Schutzgebiet auch in 
politischen Dingen unabhängig vom Senegal ist. 
Wiewohl kriegerische Unternehmungen thun- 
lichst vermieden werden sollen, bleibt der Sudan 
unter militärischer Verwaltung. Der vberste 
Beamte heißt nicht Gonverncur, sondern Ober- 
befehlshaber. Unter ihm steht noch ein beson- 
derer Befehlshaber der Truppenmacht. 
Der Siß der Verwaltung des französischen 
Sudan ist in Kayes am Senegal. 
Aenderung des Datums auf den Samoa-Inseln. 
Nach einer Verordnung des Königs Malietoa 
ist seit dem 4. Juli d. J. auf den Samoa- 
Inseln das Datum der westlichen Erdhalblugel 
eingeführt worden. Dienstag der 5. Juli bis- 
heriger Nechnung hat die Bezeichnung Montag 
der 4. Juli erhalten, so daß in der ersten Juli- 
Woche zwei Tage mit der Bezeichnung Montag 
der 4. Juli vorhanden waren. 
. A. . A. S. A. J. A. A. . J. A. S. A. . S. A. .K. . A. A. S. S E.K. S. 4 
Titterarische Besprechungen. 
I!. Schynses letzte Reisen. Briese und 
Tagebuchblätter. Herausgegeben von Karl 
Hespers. Mit I. Schynses Karte des 
Südwest-Ufers des Viktoria-Nyansa. Zweite 
Vereinsschrift der Görres-Gesellschaft zur 
Pflege der Wissenschaft im katholischen Deutsch- 
land. Köln 1892. 
Derselbe Verfasser hat bereits 1889 in der 
Schrift „Erlebnisse und Schilderungen von 
  
P. A. Schynse“ des Letzteren Reisen am 
Kongo (1885 bis 1887), sowie 1890 unter 
dem Titel „Mit Stanley und Emin Pascha 
durch Deutsch-Ostafrika, Reise-Tagebuch des 
P. A. Schynse“,“) die Reisen beschrieben, 
welche der unermüdliche und leider so früh 
verstorbene'“) Missionar 1888 bis 1889 in 
das Innere von Ostafrika und zurück unter- 
nahm. Herr Ehrendomherr Hespers, welcher 
als langjähriger Kenner der Missionsthätigkeit 
in Afrika und als warmer Förderer der 
Missionsinteressen, sowie der deutschen kolo- 
nialen Entwickelung in erster Linie hierzu be- 
rusen ist, hat es in dankenswerther Weise 
unternommen, dasjenige zu sammeln, was aus 
Briefen und Tagebuchnotizen über die letzten 
Neisen P. Schynses bekannt geworden ist. 
Die ersten Briese P. Schynses sind aus 
Ugogo geschrieben und datiren vom 10. Juni 
1890. Er berichtet in denselben von den 
überaus mühsamen Märschen nach Mpwapwa 
unter fortwährenden Regengüssen, welche die 
Wege fast unpassirbar gemacht hatten. In 
Tabora trennte sich P. Schynse von Emin 
Pascha, da Trägerschwierigkeiten eine Theilung 
der Expedition nothwendig machten; nach einem 
überaus schnellen und glücklichen Marsch langte 
die Karawane am 8. September in Ruzisi am 
Westuser des Speke-Golfs an. In dem fol- 
genden Schreiben berichtet Schynse dann über 
den traurigen Zustand Ugandas, welches er 
kaum ein Jahr vorher verlassen hatte: „Zuerst 
Krieg, dann Hungersnoth, und infolge der 
Hungersnoth Pest, in kurzer Zeit vielleicht alle 
drei, und doch genügten vier Monate Ruhe, 
um das Land wenigstens von der Hungersnoth 
zu befreien, wiewohl Jahre vergehen werden, 
ehe es wieder das frühere Uganda wird.“ 
Hochinteressant sind die Berichte l'. Schynses 
über die noch wenig bekannten Süd= und West- 
ufer des Victoria-Nyansa, welche er auf dem 
Wege nach Uganda durchwanderte: „Das 
Südufer des Sees“, schreibt P. Schynse, 
„trägt noch vollkommen das Gepräge der 
Uniamwesi-Landschaften. Das Land ist theils 
flach, in der Regenzeit sumpfig, theils wellen- 
förmig, von unregelmäßigen Granitrücken durch- 
setzt: Trotzdem das Land fast ganz abgeholzt 
ist, so bietet es doch mit seinen romantischen 
Seearmen und den mächtigen Granitblöcken 
keinen unangenehmen Aublick. Wenn in der 
Regenzeit grüne Mutamafelder die Erde be- 
decken und das Gestrüpp zwischen den Felsen 
frisch bekleidet ist, könnte man versucht sein, 
*) Lergl. d Kol. Bl. 1890 S. 42. 
#) Vergl. * Artilel „Pater A. Schynse“ im 
D. Kol. Vl. 1892, S. 265.
	        
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