Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

(nicht Ankori) und Unyoro. An den beiden ersten 
sind ständige Lager von Taboraleuten, die von dort 
aus Karawanen nach Norden ausrüsten. In Unyoro 
ist augenblicklich einiges Elfenbein, welches dort von 
vorzüglicher Qualität und preiswürdig ist. In Uganda 
ist jetzt infolge des Krieges wenig, in Rkole mehr. 
Doch ist das Benehmen des Königs Antari recht zweifel- 
haft, da er die eine Karawane glatt passiren läßt, andere 
vollständig ausplündert. Mit Ruanda bestehen noch 
keine direkten Handelsbeziehungen. Dieses noch ganz 
unbekannte Volk, das als sehr zahlreich und kriegerisch 
geschildert wird und den Masai an Charakter ähneln 
soll, treibt nur indirekt Handel mit Usui und 
Karagwe, wohin es sein Elfenbein bringt. Das ganze 
längs der Karawanenstraße ad 3 gesammelte Elfen- 
bein geht nach Tabora, wo es in den Magazinen 
so lange aufbewahrt wird, bis die Wanderzeit der 
Wanyamwesi zur Küste herankommt. 
Am Ostufer des Sees ist wenig Handel. Ugaya 
handelt nach Uganda, das übrige direkt mit Usukuma. 
Tabora-Karawanen gehen nicht ans Ostufer. Die 
östlichen Wasuluma erhandeln Elfenbein von den 
Masai. Die Wasukuma handeln nicht nach Tabora 
an die Araber, sondern bringen ihr Elfenbein selbst 
zur Küste, meist in großen Karawanen gesammelt. 
Die größte geht, wie bekannt, alle zwei Jahre unter 
Tsheregesa (oder Telegesa) dem Sultan von Usiha, 
zugleich mit viel Vieh, zu. 1891, als ich Stations- 
chef von Mpwapwa war, kam er mit 600 Zähnen, 
2000 Stück Rindvieh und 2000 Stück Kleinwieh 
durch, um nach Bagamoyo, Saadani und Pangani 
zu gehen. Stokes und seine Freunde gehen regel- 
mäßig nach Saadani, die Wasukuma meist nach 
Bagamoyo. 
Ein Handel mittelst Boote über den See, z. B. von 
Uganda nach Usukuma, existirt nicht mehr. Nur 
Stokes schafft mit seinem Segelboot von Zeit zu 
Zeit Elfenbein nach Mwansa, sonst geht Alles um 
den See herum. 
Die Straße Tabora bis an den Kagera, d. h. 
bis an die englische Grenze, ist ganz sicher; einige 
Häuptlinge versuchen zwar immer noch, mehr Durch- 
gangszoll zu nehmen, als ihnen erlaubt ist, geben 
aber auf Requisition hin Alles wieder heraus. 
Die im Süden und Westen des Sees lebenden 
Wasindja, Wasiba ebenso wie die Bewohner von 
Karagwe und Usui, gehen nie zur Küste, sondern 
verkaufen und kaufen bei durchziehenden Karawanen. 
Eine Ausnahme bilden die Wasiba des Sultaus 
Mutatemboa, diese gehen bis Unyoro zum Einkauf 
und bis Usumbue zum Verkauf, lassen sich auch als 
Träger anwerben. Auch von der Oslküste geht 
Niemand weit. Die Wasukuma dagegen sind, wie 
bekannt, wie die Wanyamwesi das wanderlnstigste 
Volk und vorzügliches, billigstes Trägermaterial. 
Obgleich stumpfsinnig und mißtrauisch, desertiren sie 
bei verständiger Behandlung fast nie und tragen ihre 
70 Pfund; sie marschiren besser als Andere, nämlich 
langsam, aber stets fest geschlossen. 
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II. Der Handel der Völker am See unter sich 
beschränkt sich auf Salz, Vieh und eiserne Hacken, 
und zwar wie folgt: Usindia, Busiba, Karagwe, 
Usni macht seine Hacken selbst, Uganda nur einen 
Theil und kauft den Rest in Busiba für Kauri- 
muscheln, Usukuma macht keine und kauft sie in 
Usindja für Vieh. Usukuma gewinnt Salz vom 
Eiasi-See (Nyansa ya chumvi) oder aus Iramba 
und handelt damit nach Süden und Westen. Usui, 
Karagwe und Busiba holen ihr Salz aus Utumbi 
(westlich von Mpororo bei Kiepert) und verkaufen 
es weiter nach Uganda. Augenblicklich haben die 
Engländer im nordwestlichen Uganda selbst Salz ge- 
sunden. Jeßt nach der großen Viehpest kaufen die 
Wasiba Vieh in Uganda für Kaurimuscheln. 
. Der Import. Wenn ich als die drei 
Hauptartikel Zeug, Perlen und Draht rechne, ergiebt 
sich Folgendes: Unyoro nimmt Alles; Uganda keine 
Perlen und nur gute Stoffe (kein Satini), Draht 
braucht man für den Haudel mit Usoga; Busiba 
nimmt Zeug, große Perlen. Draht hat keinen 
festen Werth, gilt höchstens als Zugabe; Karagwe 
nimmt Alles, Usui und Usindja keine kleinen Perlen; 
Usukuma nimmt Alles, auch das schlechteste Zeug, 
Draht mit Vorliebe, Perlen jeder Art. 
  
Die gegenwärtige Lage am victoria-Kvansa. 
Einem Berichte des Stationschefs Herrmann 
in Bukoba vom 20. September v. J. entnehmen 
wir, daß das Verhältniß der neu angelegten Station 
Mwansa zu den Eingeborenen ein recht gutes ist, 
und daß Feldwebel Hartmann es zu verstehen 
scheint, durch lange Palaver, die der Neger mehr 
liebt als Krieg, stets seinen Willen durchzusetzen. 
Hierbei dehnt sich der direkte Einfluß der Station 
immer mehr aus. Der Thronstreit auf der Insel 
Ukerewe ist zur allseitigen Zufriedenheit entschieden, 
die Leute kommen selbst von jenseits des Speke- 
Gols zum Palaver. Elfenbein kommt reichlich ein. 
Auch Bukoba, schreibt Stationschef Herrmann, hat 
das gute Einvernehmen mit den Wasiba aufrecht- 
erhalten. Bei verschiedenen an Handelsleuten ver- 
üblen Betrügereien beim Elfenbeinankauf gehorchten 
die Sultane stels meinen Befehlen. Leider bin ich 
immer noch allein hier und konnte daher nur auf 
einige Tage die Station verlassen. Sowie noch ein 
Europäer hierher kommt, um in meiner Abwesenheit 
auf der Station zu bleiben, breche ich mit 40 Sol- 
daten und 100 Wasukuma auf, um, selbstverständlich 
mit friedlichen Absichten, meinen Bezirk zu bereisen, 
da es nothwendig ist, von Zeit zu Zeit in Karagwe, 
Uäui u. s. w. Soldaten zu zeigen. Auch das Ver- 
hältmiß zu den Vertretern der englischen Negierung 
in Uganda ist ein sehr gutes, und es werden die 
zahlreichen Vorkommnisse an der Grenze stets im 
besten Einverständniß erledigt. Von Kapitän 
Williams traf noch einmal die Bestätigung vom
	        
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