Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Mittheilungen des „Indische mercuur“ über 
bolländische Rolonien und Lüdafrika. 
Dem in Amsterdam erscheinenden „Indische 
Mercuur“, einem Blatte, das sich besonders mit dem 
Handel in den niederländischen Kolonien und in 
Südafrika beschäftigt, entnehmen wir folgende Mit- 
theilungen: « 
Das Kolonial-Museum in den Niederlanden ist 
in letzterer Zeit unter Anderem auch bestrebt, den 
Erzeugnissen der Hausindustrie Niederlän— 
disch Indiens einen Absatz in Europa zu ver- 
schaffen. Es hat eine größere Sammlung von 
Matten, die von den dortigen Eingeborenen aus 
Pflanzenfasern geflochten sind, veranstaltet und sich 
bereit erklärt, nähere Informationen über die Art 
der Herstellung und Verwendung, Bezugsaquellen u. s. w. 
zu geben. Wie ein dem Merkur beigefügter Abdruck 
von Mustern zeigt, sind die Matten theilweise recht 
kunstvoll in den verschiedensten Farbenzusammen= 
siellungen hergestellt. 
In Surinam (Niederländisch Guayana) ist die 
Frage, wie und woher brauchbare Plantagen- 
arbeiter zu erhalten sind, noch immer nicht gelöst. 
Bisher wurden Kulis in Britisch Indien engagirt, 
die dortige britische Regierung gestattete jedoch die 
Anwerbung nur unter der Bedingung, daß die Ver- 
tragszeit nicht fünf Jahre übersteige. Die Plantagen- 
besitzer empfinden es nun als einen großen Uebel- 
stand, daß die Kulis, die sie mit hohen Kosten haben 
kommen lassen und erst allmählich zu geschickten Plan- 
tagenarbeitern haben ausbilden müssen, nach Ablauf 
ihres fünfjährigen Vertrages mit ihren Ersparnissen 
das Land wieder verlassen; die Kolonie habe auch 
keinen dauernden Vortheil von diesen Kulis, da nur 
äußerst wenige als Ansiedler im Lande zurückblieben. 
Die Betheiligten in Surinam befürworten daher eine 
Einwanderung von Javanen, die sich zu Plantagen- 
arbeitern ebenso gut wie die Kulis eignen sollen. 
Die niederländische Regierung könne dies um so eher 
unterstützen, als in manchen Distrikten Javas eine 
Uebervölkerung vorhanden sei. Die Javanen müßten 
sich allerdings auf zehn Jahre binden, und zwar in 
der Weise, daß sie sich verpflichten, während der 
ersten fünf Jahre auf einer Plantage zu arbeiten 
und während weiterer fünf Jahre als freie Arbeiter 
in der Kolonie zu verbleiben; es solle ihnen jedoch 
freistehen, auch in den letzten fünf Jahren unter den- 
selben Bedingungen auf der Plantage weiter zu ar- 
beiten. Die Plantagenbesitzer hoffen, und wohl mit 
Recht, daß, wenn sich die Leute auf diese Art an die 
Verhältnisse des Landes gewöhnt haben werden, ein 
großer Theil derselben nach Ablauf der zehn Jahre 
aus freien Stücken in der Kolonie bleiben und einen 
ansässigen Stamm von guten Plantagenarbeitern 
bilden wird. Für den Fall, daß die holländische 
Regierung die Auswanderung von Javanen nach 
Surinam nicht unterstützen wolle, so wünschen die 
Interessenten, es möge wenigstens darauf hingewirkt 
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werden, daß die britisch indische Regierung die An- 
werbung von Kulis auf zehn Jahre unter den eben 
erwähnten Bedingungen gestattet. 
Mit der Ausfuhr von Früchten aus Süd- 
afrika nach England ist in diesem Winter ein Ver- 
such angestellt worden, der günstig ausgefallen ist. 
Die Früchte, die sich hierzu am besten zu eignen 
scheinen, sind Trauben, Aprikosen, Pfirsiche, Erdbeeren 
und Ananasse; die Kapkolonie und Natal könnten 
große Quantitäten hiervon ausführen und in Europa 
während der Winlerszeit auf den Markt bringen. 
Die den Verkehr zwischen Südafrika und England 
vermittelnden Dampferlinien unterstützen das Unter- 
nehmen durch Gewährung niedriger Frachtsätze und 
durch Herstellung von Kühllammern, in denen die 
Früchte während der Fahrt aufbewahrt werden, nach 
Kräften. Mit dem Dampfer „Athenian“ wurden 
300 Kisten Aprikosen und Pfirsiche nach England 
gebracht, die mit Rücksicht auf die Jahreszeit sehr 
hohe Preise erzielten. Es hat sich hierbei gezeigt, 
daß es vor Allem auf die richtige Auswahl und 
Verpackung der Früchte ankommt. Eine Trauben- 
ausfuhr in größerem Maßstabe würde den Wein- 
bergbesitzern der Kapkolonie gerade jelzt sehr zu 
Statten kommen, da die Preise für Kapsche Weine, 
abgesehen von einigen wenigen Sorten, sehr niedrige 
sind. 
Die Heuschrecken, die vor zwei Jahren in unserem 
südwestafrikanischen Schubgebiete auftauchten, haben 
im vergangenen Jahre in einigen Gegenden der Kap- 
kolonie und des Oranje-Freistaats großen Schaden 
angerichtet. Zur Bekämpfung dieser Plage hat der 
Präsident des Freistaats eine Truppe von 500 Ein- 
geborenen zeitweilig engagirt. 
Auf verschiedenen Farmen der Kapkolonie, 
die an Wassermangel leiden, wurde mittelst 
Bohrmaschinen, die von der Regierung gestellt wur- 
den, Wasser gesucht. Von 27 Versuchen sind 22 ge- 
glückt; auf einigen Gütern ist das gewonnene Wasser 
so reichlich, daß es zu größeren Berieselungen ver- 
wandt werden kann. Infolge dieses günstigen Re- 
sultates ist die Nachfrage nach Bohrmaschinen größer 
heworden, so daß die Kapregierung beschlossen hat, 
eine hinreichende Anzahl hiervon anfertigen zu lassen 
und den Bewerbern zum Kostenpreise (134 #§) zu 
überlassen. 
Die englische Rolonie Lagos. 
Aus dem Jahresberichte der englischen Lagos- 
Kolonie für 1891 sind folgende beachtenswerthe Mit- 
theilungen zu entnehmen. Die Einnahmen der Kolonie 
zeigen einen Ueberschuß von 21 744 Pfd. Sterl. über 
den Voranschlag. Im Ganzen wurden eingenommen 
78 624 Pfd. Sterl. = 1572 480 M. Der Grund 
für diese Steigerung wird in der Erhöhung der 
Zollabgaben auf gewisse Spirituosen und Tabak ge- 
funden. Erstere wurden, mit Ausnahme von Likören,
	        
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