Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Verschiedene Mittheilungen. 
Ueber die Expedition des Oberstlieutenants 
Freiherrn v. Schele, 
welcher inzwischen an der Küste wieder eingetroffen 
ist, liegen vorläufige Berichte des genannten stell- 
vertretenden Gonwerneurs d. d. pwapwa den 
21. Januar und Kilosa den 16. Januar vor, denen 
wir Folgendes entnehmen: 
Am 15. Jannar bin ich nach 15 Marsch= und 
je einem Ruhetage an Masisifähre und in Mrogoro 
mit der Expedition in Kilosa angekommen. Ab- 
hesehen von einigen sehr heißen Tagen, die gerade 
mit langen Marschleistungen durch wasserlose Steppen 
zusammenfielen, wurde der Marsch vom Wetter be- 
hünstigt, es war nicht zu heiß, vielfach bedeckter 
Himmel; am 15. Januar begann gleich nach dem 
Ausrücken ein wolkenbruchartiger Regen, der bis 
Kilosa anhielt und sehr bald die Wege derart unter 
Wasser setzte, daß wir zum Theil bis an die halbe 
Wade im Wasser marschiren mußten. Bis auf einige 
Fieberfälle und leichte Erkrankungen der Träger und 
Askaris war der Gesundheitszustand ein sehr guter. 
Ueber die mich begleitenden Offiziere und den Arzt kann 
ich mich nur im höchsten Grade lobend aussprechen; die 
Marschdisziplin und die Ordnung bei den Askaris könnte 
im Ganzeneine strammere, militärischere sein. Diejenigen 
der Station Kilosa scheinen mir nach oberflächlicher 
Beobachtung sich vortheilhaft dagegen abzuheben. 
Der von der Expedition durchzogene Theil von 
Usaramo macht den Eindruck eines wenig fruchtbaren 
Landes, das speziell noch in diesem Jahre an be- 
sonderem Wassermangel und Nahrungsnoth zu leiden 
hat; erst nachdem wir einen Tagemarsch in Ukami 
waren, begann die Gegend auch etwas bevölkerter 
zu werden, wirklich fruchtbar und reich wird sie erst, 
nachdem man über den Nordrand der Uluguruberge 
in das Thal von Kikundi kommtt, dasselbe ist im Ost, 
Süd und West von mehr oder minder bedenlenden 
Bergen begrenzt, nach Norden zu ziemlich offen, ich 
schäbe die Bevölkerung auf gegen 4000 Seelen. 
Dieselbe erkannte früher den Jumben von Kikundi 
als obersten Pasi an, jetzt scheint sich aber sein Ein- 
fluß verringert zu haben; da ich es für wünschens- 
werth halte, in derartig geographisch begrenzten 
Distrikten wie das Kikundi-Thal eine obersie Autorität 
zu haben, so sind die verschiedenen Jumben für 
Anfang Mai nach Dar-es-Saläm bestellt, um in 
einem Schauri die Angelegenheit zu entscheiden; 
dasselbe ist mit denjenigen des Distriks von Mrogoro 
heschehen, wo die Herrschaft des Kingo mkuba auch 
etwas ins Wanken gekommen zu sein scheint. 
Aus dem Thal von Kikundi steigt man in einem 
sehr beschwerlichen Marsch über einen Gebirgspaß in 
dasjenige von Mrogoro, welches, ebenso wie das 
Kikundi-Thal begrenzt, nach Norden offenen Blick 
bis zu den Bergen bei Mhonda hat; es scheint 
gleichfalls von großer Fruchtbarkeit und entsprechender 
Bevölkerung zu sein. 
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Hier besuchte ich am Ruhelage die französische 
Mission. Die Patres nahmen uns sehr freundlich 
auf. Die Mission liegt außerordentlich malerisch 
auf einem Hügel in einem wildromantischen Gebirgs- 
thal, das im Hintergrunde von dem 2000 Meter 
hohen Lupangaberge begrenzt wird. Mit außer- 
ordentlichem Interesse habe ich die dort allerdings 
nur im Kleinen betriebene Plantagenwirthschaft be- 
sichtigt. Kassee gedeiht in der vortrefflichsten Weise, 
es mögen gegen 300 bis 400, 2 bis 3 Meter hohe 
Kaffeebäume, reich mit Früchten in allen Stadien der 
Entwickelung bedeckt, vorhanden sein. Von dem Wohl- 
geschmack der Sorte haben wir uns persönlich über- 
zeugt. Ebenso waren kräftig entwickelte Vanillen= 
pflanzen vorhanden, die Patres behaupteten indessen, 
die Anlage sei falsch gemacht, daher die. Scholen 
nicht gut; sie soll verändert werden. Ferner war 
vorhanden Zimmetbaum, Orangen, Limonen, Kokos- 
palme und zahlreiche andere Nutzbäume, sowie viele 
Gemüsesorten. Indessen war auch hier großer Wasser- 
mangel gewesen, so daß bei günstigeren Witlerungs- 
verhältnissen Alles noch viel besser sein soll. Die 
von den Bergen fließenden Bäche hatten genügendes, 
sehr schön klares, kühles Wasser. Eine große Zahl 
ähnlicher Thäler ist vorhanden, die sich, wie die 
Patres sagten, in gleicher Weise zu Kulturen 
eigneten. Die Eingeborenen des Thales bauen 
Mais, Mtama und einen sehr guten Reis. Ich habe 
die Mission gebeten, einige Proben ihrer Produkte 
nach Dar-es-Saläm zu senden, ich halte die Anlage 
von Plantagen hier für möglich, besonders auch mit 
Nücksicht darauf, daß Europäer in unmittelbarer 
Nähe, auch der in der Ebene betriebenen Kulturen, 
in wahrscheinlich gesunder Gebirgshöhe wohnen 
können. Die Berge steigen in außierordentlicher 
Steile aus der Ebene auf, sind aber so zugänglich, 
daß man doch schnell in genügende Höhe kommen 
kann. Betreffs Erleichterung des Absatzes der 
Produkte behalte ich mir eine kurze Bemerkung zum 
Schluß vor. Von Mrogoro beginnt nach Ueber- 
schreitung des Geringeri der allmähliche Ansticg über 
den Nordrand des Kihondogebirges. Die Gegend bis 
einen Tagemarsch vor Kondoa wird wieder unfrucht- 
bar, wasserarm und unbewohnt, namentlich die 
Makataebene macht zu jeßiger Jahreszeit einen 
trostlosen Eindruck. Der Fluß selbst hatte jedoch 
viel Wasser und üppige Galleriewälder. 
Von Kimamba, dem letzten Lager vor Kondoa, 
beginnt die Gegend wieder außerordentlich fruchtbar 
zu werden; um so trauriger heben sich dagegen die 
Verwüstungen der Wahehe ab. Kondoa selbst, nach 
den Trümmern eine Ortschaft von mindestens 2000 bis 
3000 Seelen, und fast alle Dörfer bis dahin sind 
gänzlich zerstört, nur schwarze Trümmerhaufen, einige 
wenige kleine Kolonien, haben sich in der Nähe 
wieder angesiedelt, die größte Mehrzahl der ehe- 
maligen Einwohner jedoch ist theils nach der Küste 
theils in andere Gegenden ausgewandert, und Tausende
	        
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