Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Flor sein;“) die Yaos halten überall gegen die 
Europäer zusammen — die südösiliche Küste des 
Sees ist vollständig in ihren Händen — ja unweit 
Blantyre hat kürzlich ein kleines Rencontre zwischen 
Naos und englischen Truppen stattgefunden. Am 
Tanganyika soll ebenfalls arabischer Einfluß die 
europäischen Niederlassungen bedrohen und der Weg 
zwischen den beiden Seen gesährdet sein. Nach alle- 
dem werden wir schon soviel Arbeit im Sinne 
unseres eigentlichen Auftrages am Nyasa finden, daß 
ich es für unzeitgemäß erachte, schon einen Aktions- 
plan über den Nyasa hinaus zu machen. Wie ich 
bekannterweise der Ueberzeugung bin, daß für unser 
Deutsch-Ostafrika militärische Maßnahmen noch in 
den Vordergrund treten müssen, und wir in dieser 
Beziehung zur Zeit den Verhältnissen nicht gewachsen 
sind, so glaube ich auch, daß das hiesige englische 
Kommissariat viel zu schwach ist und durch Erfahrungen 
wie die des letzten Jahres zu einer bedeutenden 
Verslärkung seiner Macht gezwungen werden wird. 
(gez.) v. Wissmann, 
Major à la suite der Armee. 
  
Blantyre, den 12. Dezember 1892. 
Dem verehrten Komitee melde ich ergebenst, daß 
der Trausport der Tanganyika-Vorexpedition um die 
Shirefälle herum nunmehr beenvigt ist, und ich mil 
derselben mich innerhalb der nächsten 14 Tage auf 
dem Nyasa befinden werde. Außer den in den 
Booten verladenen etwa 400 Lasten lasse ich noch 
über 1500 Lasten zum späteren Bedarf der Station 
am Nyasa bezw. am Tanganyika am Südende des 
Sees zurück. Es ist unterdessen auch die Spitze 
der Transportexpedition in Katunga eingetroffen, so 
daß mit meinem Abgang der Landtrausport dieses 
Theils der Expedition um die Fälle herum beginnt; 
immerhin werden, da die Leichter nur auf Stiaken 
angewiesen sind, noch 2 Monate vergehen, bis Alles 
nach Katunga herangebracht sein wird. Infolge des 
zur Zeit hier herrschenden Trägermangels (die Ein- 
geborenen haben die Bestellung ihrer Felder be- 
gonnen) habe ich zwei Europäer zu einem der 
größlen Angonihäupllinge geschickt, um mit demselben 
über Stellung von Trägern zu verhandeln und um- 
gehend bis zu 1000 Mann nach Katunga zu bringen. 
Außerdem werde ich selbst in Bandawe am west- 
lichen User des Nyaßa cinen Enropäer absetzen, der 
bis zu 600 Alongaarbeiter Herrn v. Eltz zuführt. 
Gelingen diese beiden Unternehmungen, so werden 
wir den Steamer schnell um die Fälle herumbringen. 
Für den Transport der schweren Theile habe ich 
mit den Besihzern von Zugochsen accordirt, so daß 
für Herrn v. Elß hier Alles geschehen ist, was die 
obwaltenden Umslände ermöglichen. Mit genügendem 
  
„), Nach neueren Nachrichten haben die feindlichen Araber 
— des Kongostaates bedeutende Nerderkagen 
erlitten. 
150 
  
Proviant, dessen Beschaffung bis zum März die 
größten Schwierigkeiten bietet, ist v. Eltz ebenfalls 
versehen. Mit dem Tage meiner Abreise von 
Mpimbi, 12 englische Meilen #unterhalb Matope, 
beginnt daselbst als dem geeigneten Orte der Bau 
der Werft zum Montiren des „H. v. Wissmann"“, 
sowie die Errichtung der nöthigen Arbeitsschuppen 
und Waarenlager. Das verehrte Komitee wird er- 
staunt sein über diese Maßnahme, die ich mir er- 
laube unter folgenden 12 Punkten als unumgänglich 
nothwendig zu erläutern. 
Folgende Gesichtspunkte verbieten den Versuch, 
den Steamer „H. v. Wissmam“ auf dem Tanganyika 
zum ontiren, bedingen, denselben für den Nyasa zu 
bestimmen. 
1. Wie ich schon in meinem letzten Berichte ge- 
meldet habe, befinden sich die Theile des Bootes 
„H. v. W.“ infolge des häufigen Umladens, Witterungs- 
und Transporteinflüssen in einem Zustand, der mein 
technisches Personal veranlaßt hat, mir zu bedenken 
zu geben, daß diese Theile einem langen Land- 
transport nicht mehr gewachsen seien. Schon in 
Port-Herald und Chiromo ist das Eisenarbeiter- 
versonal unablässig thätig gewesen, Verbiegungen, 
Brüche und sonstige Beschädigungen auszubessern. 
Noch steht diesen Lasten der sie am meisten an- 
greifende Theil des Transportes von Katunga nach 
Muvimbi bevor. Mpimbi (siehe oben) liegt derartig, 
daß von dort aus der fertige Schiffsrumpf nach dem 
See gebracht werden kann, woselbst dann die eben- 
falls fertig gestellten Kessel= und Maschinentheile, 
im Leichter transportirt, eingesetzt werden. 
2. Der Transport des Dampsschiffes „Haba- 
rigema“, eines Bootes von halb den Dimensionen 
des „H. v. Wissmann“, hat den seit über 16 Jahre 
dort installirten Engländern viel Geld und 1½ Jahre 
Zeit gekostet, auf der bekannten Stevensons Road. 
Wie viel Zeit würde unter den jetzigen unruhigen 
Verhältnissen, bei denen Träger schwer zu bekommen 
sind, unser Trausport beanspruchen?! 
3. Nach dem hier in den letzten Tagen ein- 
getroffenen Schriftstücke des Herrn Busse vom 
29. August d. J. hat das Komitee über größere 
Mittel nicht mehr zu versügen. Ich würde also 
riskieren, wenn ich den Transport zum Tanganyika 
in Angriff nehme, daß durch mangelnde Mittel das 
Unternehmen abgebrochen oder unterbrochen würde, 
und dann die schon vorwärts gebrachten Theile irgend- 
wo am Wege verderben. 
4. Für die Montirung des Schiffes auf dem NyaSa, 
für Gründung und Erhaltung einer Nyasa= und einer 
Tanganyikastation bis zur besprochenen selbstver- 
ständlich nicht zu weit hinausgeschobenen Uebernahme 
durch das Reich reichen meine jehigen Mittel aus. 
Bezüglich dieses Punktes verweise ich auf mein Ver- 
sprechen, mit den mir gewährten Milteln Alles zum 
Nyasa zu bringen. Die für den weiteren Land- 
transport Nyasa — Tanganyika nöthigen Mittel 
würden eine nicht geringe Summe beanspruchen, be-
	        
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