woselbst sich nach und nach etwa 460 Wagogo und
so Masai als Hülfsvölker anschlossen. Da ich erfuhr,
daß Ngalamiro sehr weit, nicht wie die stets un-
zuverlässigen Wagogos angaben, nur drei Stunden
ab sein solle, so brach ich schon um 8 Uhr abends
bei Vollmond wieder auf und erreichte immer durch
ebenes Gelände, erst gegen 5 Uhr morgens
Ngalamiro.
Die aus etwa 20 grösteren Temben bestehende
Ortschaft wurde sofort angegriffen, auf dem rechten
Flügel 10 Askaris, die Masai, 250 Wagogo, auf
dem linken 200 Wagogo, die übrigen Askaris in
der Mitte. Die überraschten Wilden, welche unser
Anrücken auf etwa 200 m bemerkten, flohen, so schnell
sie konmten, so daß das abgegebene Feuer wenig
Wirkung mehr hatte. Als ein Zeichen, wic auf die
Hülfe der Wagogo gerechnet werden kann, mag an-
geführt sein, daß, als das Feuer eröffnet wurde,
sogleich die Hälfte der Wagogos ausriß; die MaSais,
welche in ihrer charakteristischen Bewaffnung und
Kriegsschmuck ein kriegerisches Bild abgaben, benahmen
sich recht gut.
Die Temben wurden nun der Plünderung über-
lassen und dann völlig zerstörk.
Um 8 Uhr morgens begann der Nückmarsch;
gegen 2 Uhr erreichte die Tete Wasser 1 ½ Slunden
vor Tshunyo, woselbst Lager bezogen wurde. Am
folgenden Tage gegen 11 Uhr vormittags kam die
Expedition wiecder in Mpwapwa an.
Ngalamiro liegt nach der Kiepertschen Karte
an Stelle des U von Usagara hart an Bergketten,
welche parallel der südlichen Straße Kondoa—
Mpwapwa und dann vom Bui-See gegen Ngalamiro
und weiter verlaufen. Südöstlich Ngalamiro hinter
den Bergen soll Berega und noch weiter östlich, also
nördlich oder nordöstlich, Inenge der Sitz des Wahehe-
Häuptlings Mslambakaon liegen.
Die Bezeichnung Usagara ist auf der Karte
nicht ganz richtig. Die natürliche und sprachliche
Grenze zwischen Ugogo und Uhehe einerseits, Usagara
andererseits, läuft von der Straße Mamboya—
Mpwapwa am S. Rubeho-Paß beginnend sidlich
nach Kitete an der Straße Kondoa— Mpwapwa und
von da auf dem Kamme des von Nord nach Süd
ziehenden Rubeho-Gebirges bis gegen den Ruaha.
Mögen auch die früheren Bewohner Mpwapwas
und der Umgegend zu den Wasagaras gehört haben,
so sind jetzt doch dieselben so vollständig verwagogosirt,
daß nicht die geringste Sour von Wasagaras mehr
zurückblieb.
Eine natürliche Grenze zwischen Ugogo und
Uhehe ist nicht zu ziehen, denn der landschaftliche
Charakter Uhehes, soweit er bekannt ist, ist dem
Ugogos gleich.
152
Die Expedition des Dr. Baumann.
In der letzten Nummer des Kolonialblattes
S. 130 haben wir kurz über die hochinteressante
Reise Dr. Baumanns durch Ruanda und Urundie
berichtet. Nach den neuesten Nachrichten, die vom
30. Dezember v. J. aus Irangi datiren, hat der
Forscher nach kurzem Aufenthalt in Tabora seine
Reise in südöstlicher Richtung fortgesetzt, um die
Masaisteppe zu erforschen, welche nur während der
wenigen Regenmonate von Karawanen passirt werden
kann. Bald nachdem die Expedition Tabora ver-
lassen hatte, wurde sie bei Tambavale in Süd-Usongo
von den Eingeborenen angegriffen; das Gesecht endete
mit der Einnahme des Dorfes und der gänzlichen
Vertreibung des Gegners. Bei dieser Gelegenheit
wurde Dr. Baumann leicht am Oberarm ver-
wundet.
Ein Bericht über die ersten Marschtage und das
Gefecht bei Tambavale, welchen Dr. Baumann von
Sugnitsi in Süd-Usongo abgesandt hat und den er
in seinem letzten Schreiben erwähnt, ist nicht ein-
getroffen und anscheinend verloren gegangen.
Nachdem seine Wunde geheilt war, setzte der
Forscher seinen Marsch durch die hügelige und mit
Miombowald bedeckte Landschaft Usue in östlicher
Richtung fort und durchwanderte die Landschaft Turu,
welche von einem Bautustamme, den Wanyaturn, be-
wohnt wird. Dieselben stehen auf einer sehr niedri-
gen Kulturstufe und gelten als sehr bösartig und
kriegerisch, so daß die Handelskarawanen nicht wagen,
das Land zu besuchen. Beim Singisa-Salzsee, unweit
des mächtigen Gurni-Berges, kreuzte Dr. Baumann
die Reiseronte Stuhlmanns. Die Landschaft Usan-
dawi, südlich von Turn, ist mit schönbewaldeten
Hügeln und fruchtbaren Feldern bedeckt, in denen die
kleinen unregelmäßig gebauten Hütten der Eingebo-
renen zerstreut liegen. Die Wasandawi haben einen
eigenartigen Gesichtstypus, ihre Sprache, welche
weder der Bantugruppe angehört, noch eine Aehn-
lichkeit mit den nördlichen semitischen Sprachen hat,
erinnert durch ihren Reichthum an Schnalzlanten an
den Hottentotlendialekt.
In Irangi fand Dr. Baumann eine Araber-
kolonie und zahlreiche Niederlassungen von Elesanten-
jägern. Die Araber wohnen in schönen Temben,
besitzen Weizenfelder und Gärten mit Dattelpalmen,
Granaten und anderen Obstarten; sie betreiben haupt-
sächlich Elfenbeingeschäfte durch Entsendung von Ele-
santenjägern. Die Araber, welche durch die Ver-
nichtung der Wambugwe im März v. J. von einer
lästigen Räuberbande befreit sind, bewiesen der Ex-
pedition eine glänzende Gaslfreundschaft.
Dr. Baumann gedenkt die Erforschung der
Massaisteppe fortzusetzen und zunächst Umbugwe und
das Usiomi-Gebiet zu bereisen.?)
*) Nach telegraphischer Meldung ist er inzwischen in
Tanga eingetrossen.