Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

woselbst sich nach und nach etwa 460 Wagogo und 
so Masai als Hülfsvölker anschlossen. Da ich erfuhr, 
daß Ngalamiro sehr weit, nicht wie die stets un- 
zuverlässigen Wagogos angaben, nur drei Stunden 
ab sein solle, so brach ich schon um 8 Uhr abends 
bei Vollmond wieder auf und erreichte immer durch 
ebenes Gelände, erst gegen 5 Uhr morgens 
Ngalamiro. 
Die aus etwa 20 grösteren Temben bestehende 
Ortschaft wurde sofort angegriffen, auf dem rechten 
Flügel 10 Askaris, die Masai, 250 Wagogo, auf 
dem linken 200 Wagogo, die übrigen Askaris in 
der Mitte. Die überraschten Wilden, welche unser 
Anrücken auf etwa 200 m bemerkten, flohen, so schnell 
sie konmten, so daß das abgegebene Feuer wenig 
Wirkung mehr hatte. Als ein Zeichen, wic auf die 
Hülfe der Wagogo gerechnet werden kann, mag an- 
geführt sein, daß, als das Feuer eröffnet wurde, 
sogleich die Hälfte der Wagogos ausriß; die MaSais, 
welche in ihrer charakteristischen Bewaffnung und 
Kriegsschmuck ein kriegerisches Bild abgaben, benahmen 
sich recht gut. 
Die Temben wurden nun der Plünderung über- 
lassen und dann völlig zerstörk. 
Um 8 Uhr morgens begann der Nückmarsch; 
gegen 2 Uhr erreichte die Tete Wasser 1 ½ Slunden 
vor Tshunyo, woselbst Lager bezogen wurde. Am 
folgenden Tage gegen 11 Uhr vormittags kam die 
Expedition wiecder in Mpwapwa an. 
Ngalamiro liegt nach der Kiepertschen Karte 
an Stelle des U von Usagara hart an Bergketten, 
welche parallel der südlichen Straße Kondoa— 
Mpwapwa und dann vom Bui-See gegen Ngalamiro 
und weiter verlaufen. Südöstlich Ngalamiro hinter 
den Bergen soll Berega und noch weiter östlich, also 
nördlich oder nordöstlich, Inenge der Sitz des Wahehe- 
Häuptlings Mslambakaon liegen. 
Die Bezeichnung Usagara ist auf der Karte 
nicht ganz richtig. Die natürliche und sprachliche 
Grenze zwischen Ugogo und Uhehe einerseits, Usagara 
andererseits, läuft von der Straße Mamboya— 
Mpwapwa am S. Rubeho-Paß beginnend sidlich 
nach Kitete an der Straße Kondoa— Mpwapwa und 
von da auf dem Kamme des von Nord nach Süd 
ziehenden Rubeho-Gebirges bis gegen den Ruaha. 
Mögen auch die früheren Bewohner Mpwapwas 
und der Umgegend zu den Wasagaras gehört haben, 
so sind jetzt doch dieselben so vollständig verwagogosirt, 
daß nicht die geringste Sour von Wasagaras mehr 
zurückblieb. 
Eine natürliche Grenze zwischen Ugogo und 
Uhehe ist nicht zu ziehen, denn der landschaftliche 
Charakter Uhehes, soweit er bekannt ist, ist dem 
Ugogos gleich. 
152 
  
Die Expedition des Dr. Baumann. 
In der letzten Nummer des Kolonialblattes 
S. 130 haben wir kurz über die hochinteressante 
Reise Dr. Baumanns durch Ruanda und Urundie 
berichtet. Nach den neuesten Nachrichten, die vom 
30. Dezember v. J. aus Irangi datiren, hat der 
Forscher nach kurzem Aufenthalt in Tabora seine 
Reise in südöstlicher Richtung fortgesetzt, um die 
Masaisteppe zu erforschen, welche nur während der 
wenigen Regenmonate von Karawanen passirt werden 
kann. Bald nachdem die Expedition Tabora ver- 
lassen hatte, wurde sie bei Tambavale in Süd-Usongo 
von den Eingeborenen angegriffen; das Gesecht endete 
mit der Einnahme des Dorfes und der gänzlichen 
Vertreibung des Gegners. Bei dieser Gelegenheit 
wurde Dr. Baumann leicht am Oberarm ver- 
wundet. 
Ein Bericht über die ersten Marschtage und das 
Gefecht bei Tambavale, welchen Dr. Baumann von 
Sugnitsi in Süd-Usongo abgesandt hat und den er 
in seinem letzten Schreiben erwähnt, ist nicht ein- 
getroffen und anscheinend verloren gegangen. 
Nachdem seine Wunde geheilt war, setzte der 
Forscher seinen Marsch durch die hügelige und mit 
Miombowald bedeckte Landschaft Usue in östlicher 
Richtung fort und durchwanderte die Landschaft Turu, 
welche von einem Bautustamme, den Wanyaturn, be- 
wohnt wird. Dieselben stehen auf einer sehr niedri- 
gen Kulturstufe und gelten als sehr bösartig und 
kriegerisch, so daß die Handelskarawanen nicht wagen, 
das Land zu besuchen. Beim Singisa-Salzsee, unweit 
des mächtigen Gurni-Berges, kreuzte Dr. Baumann 
die Reiseronte Stuhlmanns. Die Landschaft Usan- 
dawi, südlich von Turn, ist mit schönbewaldeten 
Hügeln und fruchtbaren Feldern bedeckt, in denen die 
kleinen unregelmäßig gebauten Hütten der Eingebo- 
renen zerstreut liegen. Die Wasandawi haben einen 
eigenartigen Gesichtstypus, ihre Sprache, welche 
weder der Bantugruppe angehört, noch eine Aehn- 
lichkeit mit den nördlichen semitischen Sprachen hat, 
erinnert durch ihren Reichthum an Schnalzlanten an 
den Hottentotlendialekt. 
In Irangi fand Dr. Baumann eine Araber- 
kolonie und zahlreiche Niederlassungen von Elesanten- 
jägern. Die Araber wohnen in schönen Temben, 
besitzen Weizenfelder und Gärten mit Dattelpalmen, 
Granaten und anderen Obstarten; sie betreiben haupt- 
sächlich Elfenbeingeschäfte durch Entsendung von Ele- 
santenjägern. Die Araber, welche durch die Ver- 
nichtung der Wambugwe im März v. J. von einer 
lästigen Räuberbande befreit sind, bewiesen der Ex- 
pedition eine glänzende Gaslfreundschaft. 
Dr. Baumann gedenkt die Erforschung der 
Massaisteppe fortzusetzen und zunächst Umbugwe und 
das Usiomi-Gebiet zu bereisen.?) 
  
*) Nach telegraphischer Meldung ist er inzwischen in 
Tanga eingetrossen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.