Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

daß nunmehr geordnete Zustände in Tabora, dem 
Mittelpunkt des Karawanenhandels nach den Seen- 
gebieten, werden geschaffen werden und daß der Ort 
aufhören wird, jene Stätte des Lasters zu sein, als 
welche er von dem Stationschef Sigli in so lebhaften 
Farben geschildert wurde. * 
  
Eine Expedition nach den Fead= (Abgarris.) Inseln. 
(Schutzgebiet der Neu-Guinea= Rompagnie.) 
Ueber eine Expedition des Kanzlers a. i. Geißler 
nach den Fead-Inseln — zwischen dem 154. und 
155. Grad östlicher Länge — berichtet der frühere 
Kaiserliche Kommissar Regierungsrath Rose Fol- 
gendes: 
Auf dieser kleinen Inselgruppe nordöstlich des 
Bismarck-Archipels war ein gewisser Coc, Bruder 
und Beauftragter der Frau Forsayht in Nalum, als 
Händler stationirt Als zu Anfang des Jahres 1890 
der Kapitän der Firma Forsayht das Eiland be- 
suchte, wurde ihm von den Eingeborenen die Mit- 
theilung gemacht, daß Coc sich in einem Anfall von 
Schwermuth mit Frau und Kindern in zwei offenen 
Booten nach Ralum in See begeben habe. Da die 
Fead-Insulaner bisher als überaus friedlich und 
harmios gegolten hatten, so schenkte man dieser Er- 
zählung Glauben und nahm an, daß Coc während 
des Monsuns auf hoher See verunglückt sei. 
Ein Jahr später eröffnete die Firma Forsayht 
den Betrieb auf den Fead-Inseln von Neuem durch 
einen anderen Bruder der Firmeninhaberin. Man 
vertraute den Eingeborenen so sehr, daß diese Expe- 
dition nicht einmal ausreichend mit Waffen und 
Munition versehen wurde. Im Laufe des August 
wurde dem Leiter des Unternehmens Harry Cos 
von seinen Arbeitern mitgetheilt, daß der auf der 
Insel schaltende Häuptling ihm nach dem Leben 
trachtete, um sich seiner Waaren zu bemächtigen; 
zugleich erfuhr er, daß sein Bruder und Vorgänger 
nicht auf See verunglückt, sondern von demselben 
Häuptling erschlagen sei und daß er dessen Frau 
und Kinder noch bei sich habe. Auf diese Nachricht 
hin flüchtete Harry Coß mit seinen Leuten in offenen 
Booten nach Nusa. 
Da die amtliche Vernehmung der mit Cos ge- 
kommenen Fead--Insulaner die Wahrscheinlichkeit der 
geschilderten Vorgänge ergab, so beauftragte Kommissar 
Nose den Kanzler Geißler, an Ort und Stelle 
Erhebungen anzustellen und eventuell den Häuptling 
und seine Mitschuldigen zu verhaften. Die Expe- 
dition setzte sich aus drei Europäern, der Schutztruppe 
von Herbertshöhe und zwanzig auserlesenen Burschen 
von Ralum zusammen und landete nach achttägiger 
Fahrt am 2. September v. J. auf der Fead- Inscl. 
Die Eingeborenen, welche unerwarteterweise im 
  
*). Vergl. D. Kol. Bl. 1891 S. 509 ff. 
  
155 — 
Besihze von elwa einem Dutzend Gewehren und reich- 
licher Munitiön waren, leisteten, die Unmöglichkeit 
sich der Bestrafung durch die Flucht zu entziehen 
einsehend, verzweifelt Widerstand. In dem Kampfe 
fiel der Häuptling Sahr und sein Sohn Pilla mit 
vier anderen Eingeborenen. Einer der Mörder wurde 
festgenommen und späier in Herbertshöhe gehängt. 
Auf deutscher Seite fiel der Kapitän Stalio, der 
Führer des Schoners „Three Cheers“, ein überaus 
tüchtiger und erfahrener Seemann, und ein schwarzer 
Junge. Die an Ort und Stelle angestellten Er- 
mittelungen haben ergeben, daß die Fead-Insulaner 
dasselbe Schicksal wie dem Bruder der Frau Forsayht 
Mitte der achtziger Jahre bereits zwei anderen 
Weißen bereitet hatten, was allein auch den Besitz 
der vielen Feuerwaffen erklären kann. 
Uebersicht über die gesammte euvopäische Bevölkerung 
im deutschen Schutzgebiete von Südwestafrika. 
Jannar 1893.7) 
  
  
  
  
  
  
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Uebersicht über die im deutschen Schutzgebiete von 
Sildwestafrika anfässigen Deutschen und Fremden. 
(Erwachsene männliche Bevölkerung.) 
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Schweden 6 — 3.— 1 2— 
Finnen 4 — 1 31 — 
olländer 2 — 1 — — 1 — 
elgier 1 — — — — 11— 
Schweizer 1 — 1 — ——— 
Buren 8 — 4 — 3 I- 
  
  
  
  
Vergl. S. 177 des vorig. Jahrg. Es Küt sch 
danach eine Zunahme um 21 Erwachsene, wä die 
Anzahl der Kinder eiwas abgenommen hat. Die a rcn 
erwähnten Buren sind dabel nicht berücksichtigt.
	        
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