Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Der Handel der südlichen Hälfte des 
Schutzgebietes zerfällt in 3 Zonen: 1. Kamerun, 
2. Batkanga. 3. Kampo. 
1. Der Kamerunhandeft breitet sich im Aestuar 
des Flusses und auch oberhalb, Nord, Ost und Südost 
aus; der südöstliche geht bis nach Idia, von da 
nach dem Mwelle, hier theilt er sich und zwar in 
der Art, daß ein kleiner Theil der Waaren nach 
Nioni und zu den Yaunde kommt. Die anderen 
ziehen sich vom linken nach dem rechten Sanagaufer, 
nach den Bati und den an Mbam sihenden Völker- 
schaften, und je ein Theil geht durch Bali nach 
Süden, dem südlichen Adumaogebiet. Waaren mit 
Stempel Malimba bezw. Kamerun sind ja seiner 
Zeit schon von Herrn Premierlientenant Morgen 
beobachtet worden. 
2. Batanga und Klein-Batanga. Dieser 
umgreift das Gebiet vom Lokundie Nyong bis zum 
linken Ufer des oberen Sanagalaufes, und zwar 
einestheils von Klein-Batanga längs des rechten 
Ufers des Njong durch die Mwelle nach Jaunde, 
von hier nach Banthe Ntioni, und weiter nach Osten 
und Nordosten sitzenden Völkern, anderntheils von 
Batanga-Plautation und Klein-Batanga längs des 
linken Ufers des Nyongs ebenfalls zu den Yaunde 
und weiter in Osten sitzenden Bölkern. 
3. Kampo. Zieht sich durch Mabea zu den 
Bulei und südwärts durch die Masetshe am Wasser- 
fall des Kampoflusses theils nach Osten, theils nach 
Südosten, zum oberen Laufe des Benuito-Flusses, 
deren Völker aber auch nach Bata, im französischen 
Schußgebiete, Handel treiben. 
Zwischen der Küste und den produzirenden 
Völkerschaften des Hinterlandes sihßen die uns be- 
kannten Stämme, welche den Zwischenhandel be- 
treiben, unter diesen sind — fangen wir vom Sanaga 
an; die nordwärts von Kamerun sind mir nicht be- 
kannt —: 1. Die Mwelle oder Bakokos, welche zwischen 
dem linken Ufer des mitlleren Sanagalaufes, dem 
mittleren des Nyong bis zum rechten Ufer des 
Lokundje sitzen; 2. die Ngumba, am linken Ufer 
des Lokundje, und die theils innerhalb oder nahe 
der Küste sitzenden Mabea's, diejenigen, die die erste 
Stelle einnehmen. 
Der Kleinhandel wird in Zwischenzonen getrieben, 
welche hier den Namen Succum führen, so Succum- 
Mwelle, Succum-Ntoni u. s. f. Dieses sind Weiler, 
die von Stammesverwandten, sei es durch Vater- 
oder Mutterseite, bewohnt werden. 
Dort werden kleinere und größere Verkäufe ab- 
geschlossen, besonders an ihren Abocs genannten 
Festen. Gegenseitige Furcht und Mißtrauen hemmten 
den Verkehr außerordentlich. Die NYaunde selost 
sind, obwohl sie auch etwas produziren, noch Zwischen- 
händler, wenigstens was das Elfenbein betrifft, und 
besonders die am Nyong sihenden Familien. Diese 
bringen das Elfenbein nach Ngumba, oder zu den 
Mowelle, diese nach Batanga bezw. Klein-Batanga. 
Die hier bei der Station wohnenden erhalten das- 
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selbe von den Nioni und Mwelle. Der gleiche Fall 
ist es mit den Bane (Banthe). Der Kautschuk, 
welcher erst seit einem halben Jahre gewonnen wird, 
kommt theils von den Yaunde, theils von den Ntoni. 
Diese bringen denselben nun auf meine Veranlassung 
direkt nach der Küste, was aber von einzelnen 
Ngumba's zu ihrem Vortheil ausgebentet wird, in- 
dem sie die Karawanen wohl durchziehen lassen, aber 
bei Rückkehr ausrauben und auch gefangen setzen. 
Betrachten wir unn die Handelsstraßen. 
Der Wunsch, solche zu eröffnen und zu beherrschen, 
ist der Grund, daß einzelne Stammtheile der 
Yaunde mit den Mwelle oder Bakokos Krieg 
führen bezw. Krieg führen wollen, wie an einem 
der letzten Feste in der Nähe der Station berath- 
schlagt worden ist. 
Die neue Straße Idia— Mangambe—Dogodje— 
Balinga hat nur Vortheil für die am rechten Ufer 
des Sanaga-Mbam lebenden Völker, bietet dagegen 
für die am linken User und im Osten sitzenden 
Völker ungeheure Hindernisse, theils natürliche, 
wie mehrmalige Uebergänge über die beiden Ströme, 
theils solche, welche durch die räuberischen Chiefs, 
wie Mbang Ingo), den Nachfolger Ngila's, Mbang 
Manga und Andere hervorgerufen werden würden. 
Die zweite nicht offene, aber wichtigste des ganzen 
südlichen Kamerungebietes, nach Aussagen der Yaunde 
auch die am wenigsten Schwierigkeiten bietende, ist 
die Straße Idia—Mwelle (Bakoko) —VYaunde-Station. 
Sie ist, da der Ueberfall der Kund'schen Expedition 
1889 seiner Zeit nicht bestraft worden ist, dem 
Verkehr leider verschlossen. Die hier und im Ge- 
birge sibenden Maunde haben beschlossen, sie durch 
Krieg zu öffnen, natürlich mit dem Hintergedanken, 
wenn es gelingt, den Zwischenhandel an sich zu 
reißen. Sie machen aber ihre Rechnung, wie oft- 
mals, ohne den Wirkh. Die dritte, bisher offenc, 
also für den Handel wichtigste Straße ist Kribi— 
Agumba—Haunde. Sie war seither für Boten und 
Karawanen sicher und bot keine wesentlichen Hinder- 
nisse. Sie muß, so lange die andere Straße nicht 
offen ist, gesichert werden, damit Räubereien, wie sie 
jetzt angefangen und mir zu Ohren gekommen sind, 
nicht mehr vorkommen können. Es darf nicht mehr 
vorkommen, daß Handelskarawanen weißer Kaufleute 
geblündert, zurückkehrende Angehörige der hinteren 
Stämme, ja sogar zu meinem Stationsgebiet ge- 
hörige Leute, ausgeraubt und in Eisen gelegt werden, 
um als Sklaven verkauft zu werden. Da helfen 
nicht Strasexpeditionen, denn die Thäter verschwinden 
für so lange Zeit, als Gesahr ist. Da hilft nur 
Errichtung einer Station unter Kommando eines 
Weißen und auch eines Assistenlen; später könnte 
dann noch einc kleine Zwischenstation unter Leitung 
eines Farbigen am Nyong errichtet werden, der 
ja von da einige Tagereisen für Kanus und Böte 
schiffbar ist. Von diesen Punkten müßten dann die 
  
*) Namsay nennt ihn Iniongo.
	        
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