Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

in der Behandlung und Wartung von Pferden haben. 
Die hinsichtlich der Berufsarten der Leute von dem 
Führer der Schußtruppe ausgesprochenen Wünsche 
sind thunlichst berücksichtigt worden. 
Mit dem Transportdampfer wurden zugleich die 
volle Ausrüstung für 220 Mann und für 220 Pferde 
sowie die nöthigen Waffen und Munition befördert. 
Die südwestasfrikanische Schutztruppe wird nun- 
mehr nach erfolgter Ablösung und Verstärkung aus 
4 Offizieren, 1 Arzt und 220 Manm bestehen. Hierzu 
treten noch ungefähr 30 ausgediente Leute, die im 
Schutzgebicte verblieben sind und in Fällen der Nolh 
und Gefahr vorübergehend zur Schuttruppe ein- 
berusen werden können. 
  
Von der Weslküsle Afrikas. 
Einem Berichte über die Entwickelung des engli- 
schen Schußgebietes an den Oelflüssen, den der Kom- 
missar und Generalkonsul M. C. Macdonald der 
afrilanischen Abtheilung der Handelskammer erstattet 
hat, entnehmen wir im Auschluß an unsere früheren 
Mütheilungen (Deutsches Kol. Bl. 1893, S. 63) Fol- 
gend 
Hrrepthendelspea der Kolonie ist Alt-Kalabar, 
wo der Kommissar auch beabsichtigt, einen botanischen 
Garten anzulegen, um Versuche mit der Akklimati- 
sation der hauptsächlichsten Nutzpflanzen anzustellen. 
Zur Ausübung der Gerichtsbarkeit hat Macdonald 
an allen größeren Plätzen Konsularagenten eingesetßzt, 
welche auch als Handelsrichter fungiren. Auch die 
Eingeborenen haben sich mit dieser Einrichtung schon 
vollkommen vertraut gemacht und wenden sich in 
streitigen Fällen häufig au die Handelsgerichte. Ferner 
sind Zolltaxen eingeführt; der Vize-Konsul ist in 
seinem Bezirk auch zugleich Chef des Zolldienstes. 
Im Distrikt der Okiras in Bonny soll demnächst 
eine militärische Station errichtet werden. Die Okiras, 
welche auch des Kannibalismus beschuldigt werden, 
haben bisher jedem Europäer den Eintritt in ihr 
Land verweigert. Im Bezirk von Benin hatten 
bisher die Eifersucht des Häuptlings Nana, welcher 
ein Handelsmonopol für sich beanspruchte, und die 
hohen Zölle, welche der König von Benin auf Han- 
delsartikel legte, die Entwickelung des Handels sehr 
gehemmt; aber der Kapitän Gallwey, welcher einen 
Vertrag mit dem König von Benin abgeschlossen hat, 
hofft bald bessere Resultate zu erzielen. In den 
Distrikten Braß und Waron waren Unruhen unter 
der eingeborenen Bevölkerung ausgebrochen. Auf 
Befehl des Kommissars sind 250 mohammedanische 
Soldaten ausgehoben und ausgebildet, und Macdo- 
nald beabsichtigt, das Land mit einem Netßz befestig- 
ter Plätze zu umgeben und diese durch Straßen zu 
verbinden. 
Nach neueren Berichten sind am Forcados-Flusse 
und in den Honasi= und Mahini-Creeks, in der Nach- 
barschaft der englischen Kolonie Lagos, unter den 
180 
  
Eingeborenen Unruhen ausgebrochen. Es wird ge- 
meldet, daß die Royal Niger Kompagnie mit handel- 
treibenden Eingeborenen in Streit gerathen sei. Die 
Angestellten der Kompagnie hätten unter dem Vor- 
wande, daß die Eingeborenen Schmuggel trieben, 
deren Handelskanus beschossen; bei dem sich hieraus 
entwickelnden Kampfe wären auf beiden Seiten einige 
Leute gefallen. Die Royal Niger Kompagnie hat 
darauf zum Schutz des englischen Handels eine 
Küstenwache und ein Zollschiff nach der Insel Gama- 
Gamoa geschickt. Dieses Vorgehen der privilegirten 
Gesellschaft hat anscheinend die Erbitterung unter den 
Eingeborenen, deren Handelssahrzeuge bisher frei 
auf dem Flusse verkehrten, noch vermehrt, so daß 
man an der Küste die Befürchtung hegt, daß diese 
Konflikte zu ernsten Kämpfen führen werden. 
Die Engländer in Lagos hatten im Frühjahr 
v. J. eine Expedition nach Abeokuta entsandt, um 
die Egbas und Yorubas zu zwingen, die Handels- 
straßen nach dem Innern freizugeben. Diese Expe- 
dition ist insofern erfolgreich gewesen, als die Häupt- 
linge der Egbas dem Druck der englischen Regierung 
nachgegeben und die freie Einfuhr englischer Waaren 
in ihr Gebiet gestattet haben. Eine Handelsverbin- 
dung von Lagos nach Abeokuta ist auf dem Wasser- 
wege augebahnt. 
  
Schlachtgewicht des Rindviehes in Südwestafrika. 
Die in leßter Zeit vielfach angeregten Fragen 
bezüglich des Trausportes von Schlachtochsen aus 
dem südwestafrikanischen Schutzgebiete nach Deutsch- 
land haben den Kaiserlichen Kommissar a. D. Haupt- 
mann v. Franvois veranlaßt, eine genaue Unter- 
suchung über das Schlachtgewicht der dortigen, für 
den Gebrauch der Truppen geschlachteten Ochsen 
vornehmen zu lassen. Danach wurden in der Zeit 
vom Juni 1891 bis Dezember 1892 insgesammt 
435 Ochsen geschlachtet mit einem Durchschnittsgewicht 
von 391 Pfund. Das Maximalgewicht übersteigt 
selten 600 Pfund. Es waren dies ausschließlich 
Ochsen der Hererorasse. Das Gewicht des Kopfes, 
der Hörner, Zunge, Eingeweide, der Klluen bis zum 
Knie und des Felles wurde dabei nicht in Betracht 
gezogen. Die schwerere Rindviehrasse, das sogenannte 
Afrikaner-Vieh (eine Vermischung mit holländischem 
Nindvieh), wird von den Bastards im Süden des 
Schutzgebietes gezüchtet und nur selten zum Verkauf 
gebracht. Der Afrikaner Ochse wird ausgeschlachtet 
800 bis 900 Pfund wiegen. 
  
Missionsthätigkeit in Deutsch-Züdwestafrika. 
Nummer 3 der Berichte der rheinischen Missions- 
gesellschaft entnehmen wir folgende Nachrichten: Vom 
5. bis 13. Juni v. J. sand in Otyosasu eine Kon- 
ferenz der im Hererolande thätigen Missionare statt. 
Es wurde die Errichtung einer Bergdamara-Station
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.